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35 Kündigungen bei der Gothaer Fahrzeugtechnik - Tarifvertrag schützt viele Gewerkschaftsmitglieder

06.11.2020 | In der Gothaer Fahrzeugtechnik werden mit etwa 350 Beschäftigten hochkomplexe Rohr- und Blechkonstruktionen aus hochfesten Feinkornbaustählen für Mobilkransysteme produziert. Im laufenden Jahr reduzierte sich die Auslastung, was zu einem deutlichen Umsatzrückgang führte. Vorausschauend schätzt der Arbeitgeber ein, dass sich die schwache Auslastung weiter verstetigt. Im Sommer dieses Jahres forderte der Arbeitgeber daher den Betriebsrat zu Verhandlungen über einen Personalabbau auf.

„Von 57 Kündigungen sprach die Geschäftsleitung im Juli. Ob die IG Metall einfach zuschauen wolle, dass Gewerkschaftsmitglieder ihren Job bei der GFT verlieren, wurden wir von den vielen IG Metall-Mitgliedern im Betrieb gefragt. Unabhängig von den Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat könnten wir eine tarifvertragliche Beschäftigungssicherung anstreben und verhandeln. Das sei jedoch immer konfliktbeladen, stimmten wir unsere IG Metall-Mitglieder ein. Und dennoch beschlossen die Gewerkschaftsmitglieder, diese Verhandlungen aufzunehmen. Schließlich konnten wir im August 2020 einen Sozialtarifvertrag mit Beschäftigungssicherung für Gewerkschaftsmitglieder und erhöhten Abfindungen für den Fall der Kündigung abschließen.“, berichtet Thomas Steinhäuser, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Eisenach und Verhandlungsführer.

In der ersten Überlegung des Arbeitgebers hätten 34 IG Metall-Mitglieder ihren Arbeitsplatz verloren. Nach acht Verhandlungsrunden zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat konnte die Anzahl der erforderlichen Kündigungen statt 57 Beschäftigte auf 35 Kündigungen reduziert werden. Der Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung zwang beide Parteien, für von Kündigung bedrohte Gewerkschaftsmitglieder andere zumutbare Arbeitsplätze im Betrieb zu finden.

„Unser Sozialtarifvertrag sicherte schließlich zahlreichen Mitgliedern der IG Metall die Beschäftigung im Betrieb. Der Arbeitgeber war gezwungen, Arbeitsplätze von gewerkschaftlich unorganisierten Beschäftigten frei zu kündigen, um den tarifvertraglichen Kündigungsschutz zu erfüllen. Für letztlich nur drei der ursprünglich 34 von Kündigung bedrohten Gewerkschaftsmitglieder war kein Ersatzarbeitsplatz möglich. Allerdings sieht der Sozialtarifvertrag für den Störfall der nicht abwendbaren Kündigung eines Gewerkschaftsmitglieds die nahezu Verdoppelung der dann fälligen Abfindung vor.“, so Steinhäuser weiter.

In zwölf Teilversammlungen informierte der Arbeitgeber am 4. November alle Beschäftigten im Betrieb über den anstehenden Personalabbau. Am 5. November wurden die von Kündigung betroffenen Beschäftigten persönlich informiert. Ab 1. Dezember bieten Geschäftsleitung und Betriebsrat im Rahmen des geschlossenen Sozialplans den 35 Gekündigten den Eintritt in eine Transfergesellschaft an, in welcher je nach Betriebszugehörigkeit eine Verweildauer bis zu zwölf Monaten ermöglicht wird. Während dieser Zeit tritt noch keine Arbeitslosigkeit ein, sondern wird Qualifizierung und Vermittlung aktiv begleitet und unterstützt durch die MYPEGASUS Transfer GmbH.

Von: cb

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