Aus den Regionen: IG Metall Herborn

IG Metall fordert Selzer Management zu Tarifverhandlungen auf

15.09.2022 | Herborn – Die Geschäftsleitung von Selzer in Roth hat in einem betrieblichen Konflikt, mit Begründung der wirtschaftlichen Schieflage 2019/2020 in den Arbeitgeberverband ohne Tarifvertrag gewechselt und seitdem erhalten Beschäftigte keine Entgelterhöhungen mehr und profitieren nicht von sonstigen Tarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie in Hessen. Jetzt ist die Geschäftsleitung aufgefordert dies zu ändern und die Arbeitsbedingungen wieder deutlich zu verbessern.

Im Konkreten wurde der Geschäftsleitung im Rahmen einer Betriebsversammlung am 15. September 2022 in Roth durch die IG Metall und ihren Mitgliedern folgende Tarifforderung übergeben:

Anerkennung der Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie Hessen
Entgelterhöhung von 8 %, entsprechend der Fläche M+E

 

Oliver Scheld, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Herborn: „Es ist an der Zeit, dass Selzer die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie wieder voll anerkennt und anwendet und so zurück in die Tarifbindung der Metall- und Elektroindustrie kehrt. Die Belegschaften jedenfalls stellen klar die Forderung, dass man das entsprechend umsetzt und die verlorenen tariflichen Errungenschaften, von denen die Beschäftigten seit der „Flucht aus der Flächentarifbindung vor zwei Jahren“ nicht mehr profitieren, nachgeholt werden.“

Seit 2018 gibt es bei Selzer keinerlei Entgeltsteigerungen mehr. Tarifverträge gelten in der Nachwirkung nur noch für die damals beschäftigten Kolleginnen und Kollegen, nicht aber für neu eingestellte Beschäftigte. Transformationsgeld und auch ein Tarifvertrag zur Zukunfts- und Wettbewerbssicherung finden tariflich keine Anwendung, da sie in der Fläche 2020 bzw. 2021 abgeschlossen wurden.

Da sich die wirtschaftliche Situation, was Auftragslage und Beschäftigung betrifft, deutlich verbessert hat, und zwar so, dass der geplante Personalabbau zurückgenommen wurde und aktuell Fachkräfte gesucht werden, ist die Forderung der IG Metall und ihrer Mitglieder völlig berechtigt.

Wir fordern die Geschäftsleitung also auf, die Entgelte für alle Beschäftigten um 8% zu erhöhen und die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie Hessen anzuerkennen.

„Die für alle Seiten einfachste und konfliktfreieste Möglichkeit die Tarifforderungen umzusetzen ist es, wieder Vollmitglied im Arbeitgeberverband zu werden“, so Sybille Brandenburger und Carsten Pamperin, die beide Mitglieder der Verhandlungskommission der IG Metall aber auch Betriebsratsvorsitzende bei Selzer Fertigungs- und Systemtechnik sind. „Wir sind aber auch bereit, eine wirkungsvolle und solidarische betriebliche Tarifbewegung zu organisieren, dazu erhalten die Kolleginnen und Kollegen breite Unterstützung aus den Betrieben der Region.“, so Martin Fuchs, 2. ehrenamtlicher Bevollmächtigter der IG Metall Herborn.

„Unsere Forderungen sind berechtigt und aus unserer Sicht betrieblich auch umsetzbar. Wer Zukunft in Roth für die Beschäftigten bei Selzer Fertigungs- und Systemtechnik will, in Roth weiterhin Kunden bedienen möchte mit hoher Qualität und guten Fachkräften, der ist dringend aufgefordert zur Tarifbindung zurückzukehren“, so Oliver Scheld, 1.
Bevollmächtigter der IG Metall Herborn. „8 Prozent mehr Entgelt sind berechtigt, genau wie die Forderung nach Anerkennung der Tarifverträge. Ziel ist die Stabilisierung der Einkommen und damit der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Wir stehen für wirtschaftliche Stabilität gerade weil wir die aktuelle Lage im Blick haben.“, so Scheld
weiter.

Wir haben heute, mit einer durch Ehrenamtliche gut vorbereitete Aktion, unsere Forderungen übergeben. Ebenfalls wurden konkrete Terminvorschläge für erste Verhandlungen übergeben.

„Es gibt keinerlei Notwendigkeit mehr dafür, die Beschäftigten bei Selzer von tariflichen Arbeits- und Entgeltbedingungen abzuhängen.“, so Sybille Brandenburger und Carsten Pamperin. „Es ist wichtig für die Menschen im Betrieb, dass ihre Entgelte steigen und sie unter den Flächentarifverträgen arbeiten. Die Lebenshaltungskosten müssen gedeckt werden. Dazu braucht es tarifliche Entgelterhöhungen und politische
Entlastungspakete.“ so Martin Fuchs abschließend.

Von: uw

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