28.11.2024 | Die IG Metall hat in der vergangenen Tarifbewegung der Metall- und Elektroindustrie gezeigt, dass sie für Standort- und Beschäftigungssicherung zu Kompromissen bereit ist. Ein tragfähiger Tarifabschluss ist aber nicht der alleinige Garant für den Industriestandort Deutschland. Es bedarf vielmehr, es bedarf einer Industriepolitik, die für Rahmenbedingungen sorgt, die nachhaltige Zukunftsinvestitionen ermöglichen. Und es bedarf Arbeitgeber und Arbeitgeberverbände, die ihrer Verantwortung gerecht werden.
„Die endlosen Debatten über das Für und Wider der Schuldenbremse müssen aufhören. Die Politik muss endlich im Interesse der Gesellschaft aktiv werden. Die Schuldenbremse und die hohen Energiekosten verhindern Zukunftsinvestitionen. Das spüren die Menschen jeden Tag. Es ist bereits kurz nach zwölf. Es muss gehandelt werden, um Standort und Beschäftigung im Land zu sichern,“ fordert Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall Mitte.
Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, mahnt: „Wir haben keine Zeit zu verlieren! Für die aktuell schwierige Situation in der deutschen Industrie sind nicht die Beschäftigten verantwortlich – sie dürfen nicht ausbaden, was Management und Politik versäumt haben. Wir brauchen jetzt Ideen und Pläne nach vorn, wie kurzfristig wettbewerbsfähige Energiekosten und Maßnahmen zum Hochlauf der Elektromobilität!“
Während die IG Metall mit einem 11-Punkte-Programm ein umfangreiches Konzept vorgelegt habe, mit dem die sozioökonomischen Herausforderungen schrittweise bewältigt werden könnten, haben die Arbeitgeber den Beschäftigten den Fehdehandschuh hingeworfen, kritisierte Köhlinger auf einer Tagung der IG Metall Mitte in Künzell.
Nahezu wöchentlich werde ein Abbau von Arbeitsplätzen verkündet. Man kann den Eindruck gewinnen, dass Volkswagen, ZF, Continental und Co. sich einen Wettlauf des Abbaus lieferten, anstatt den Wandel zu gestalten. Dabei blieben die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die nur den Weg des Runterfahrens kennen, häufig unter dem Radar der Öffentlichkeit. „Das muss aufhören, es gefährdet unseren Sozialstaat und die Demokratie. Eigentum verpflichtet und kreative Zukunftsvereinbarungen und der notwendige Wandel lassen sich mit Betriebsräten und IG Metall in der Regel finden. Das haben wir in der Tarifbewegung gezeigt. Wenn die Arbeitgeber aber der Ansicht sein sollten, dass sie die derzeitige Lage nutzen können, um lang gehegte Abbau- und Schrumpfungspläne umzusetzen, wird dieses Land massive Proteste erleben. Das werden wir nicht hinnehmen,“ sagte Köhlinger gegenüber den rund 190 Metallerinnen und Metallern am heutigen Donnerstag.
Die Beschäftigtentagung der IG Metall Mitte findet jährlich im November statt. Schwerpunkt der diesjährigen Tagung waren die gesellschaftspolitischen und ökonomischen Herausforderungen des Wandels. Dazu hatte die IG Metall Mitte Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, den Politologen und Publizisten, Albrecht von Lucke, den Ökonomen und ehemaliges Mitglied des Sachverständigenrates, Peter Bofinger sowie Andreas Hövermann, Soziologe am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), für Impulsvorträge eingeladen.