11.02.2025 | Die IG Metall Mitte warnt angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Thüringen vor einer schleichenden Deindustrialisierung. Nahezu wöchentlich drohen Arbeitgeber einen Arbeitsplatzabbau in den von der IG Metall organisierten Branchen an. Eine Blitzumfrage unter Betriebsräten in Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten hat Anfang des Jahres ergeben, dass allein im Bezirk Mitte 36 Unternehmen weitere Arbeitsplätze abbauen werden. Der angekündigte oder geplante Abbau umfasst rund 14.100 Arbeitsplätze. „Die Lage ist sehr ernst. Wir stehen am Scheideweg,“ mahnt Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall Mitte.
Die angespannte Situation hat gleich mehrere Gründe: Das Geschäftsmodell der exportorientierten deutschen Wirtschaft ist insgesamt unter Druck geraten: Eine Abkehr von offenen Märkten großer Volkswirtschaften ist deutlich zu erkennen und die Gefahr eines Handelskrieges wird immer realer. Hinzu kommt die mangelnde Innovationsfähigkeit der inländischen Arbeitgeber. „Anstatt mit den Belegschaften innovative Produkte und vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels nachhaltige Beschäftigungskonzepte zu entwickeln, kennen die Arbeitgeber nur einen Weg: Abbau oder Verlagerung von Arbeitsplätzen. Damit werden sie ihrer Verantwortung gegenüber den Beschäftigten und der Gesellschaft nicht gerecht. Im Gegenteil: das gefährdet unmittelbar unsere wirtschaftliche Entwicklung und damit auch den Sozialstaat,“ so Bezirksleiter Köhlinger.
Die hohen inländischen Energiekosten und Netzentgelte, erschweren die Dekarbonisierung der Wirtschaft zusätzlich. Des Weiteren mangelt es an öffentlichen und privaten Investitionen, beispielweise in die Infrastruktur. Anstatt zu handeln und wettbewerbsfähige Strukturen zu schaffen, ergeht man sich in der Politik in ideologischen Debatten über die Schuldenbremse oder beschimpft Bürgergeldempfänger. Das müsse endlich aufhören, so Köhlinger: „Unser Land braucht in den nächsten 10 Jahren Investitionen von mindestens 60 Milliarden Euro jährlich. Wir brauchen außerdem einen Geist des solidarischen Miteinanders. Dafür werden die Metallerinnen und Metaller am 15. März in Frankfurt auf die Straße gehen und der zukünftigen Bundesregierung einen klaren Auftrag erteilen: Machen sie endlich eine Politik für die große Mehrheit der Bevölkerung.“
Die IG Metall Mitte überzeugte trotz des Beschäftigungsabbaus im vergangenen Jahr 15.679 Beschäftigte in die Gewerkschaft einzutreten. Davon waren 3,4 Prozent Auszubildende. Insgesamt waren zum Jahresende 287.106 Menschen in der IG Metall in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Thüringen aktiv. Davon sind knapp 9,3 Prozent unter 27 Jahre alt. Das zeige, dass viele Jüngere auf Beschäftigungssicherheit Wert legten, politische Anliegen hätten und sich in demokratischen Organisationen engagieren, so der Gewerkschafter heute (11.02.) während der Jahrespressekonferenz der IG Metall Mitte.
In Hessen sind zum Ende des vergangenen Jahres rund 120.171 Menschen Mitglied der IG Metall, in Rheinland-Pfalz über 66.760, im Saarland rund 61.060 und in Thüringen sind rund 39.115 Menschen in der Gewerkschaft aktiv. Aufgrund des demographischen Wandels hat sich die Zahl der Mitglieder im Saldo gegenüber 2023 im Bezirk Mitte um rund 2 Prozent verringert.