28.09.2020 | IG Metall und Norma befinden sich auf der Zielgeraden, um den Arbeitskonflikt in Hessen und Thüringen beizulegen.
Der Kompromiss der sich seit dem Wochenende deutlich abzeichnet, sieht eine Halbierung der von der Unternehmensseite geforderten betriebsbedingten Kündigungen am Standort Maintal vor. Maximal 100 Beschäftigte können betriebsbedingt aus dem Unternehmen ausscheiden, weitere Beschäftigte über ein Freiwilligenprogramm. Bis 2025 sind weitergehende betriebsbedingte Kündigungen am Standort Maintal ausgeschlossen.
Uwe Zabel, IG Metall-Verhandlungsführer, bezeichnete den Kompromiss als tragfähig, der ohne die Solidarität der Beschäftigten an den beiden Standorten nicht möglich gewesen wäre. „Zukunft und soziale Absicherung in schwieriger Zeit, haben wir gemeinsam erreicht."
Für den Standort Maintal mit derzeit rund 700 Beschäftigten sagt das Unternehmen Investitionen zur Steigerung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit in Höhe von 15 Millionen Euro innerhalb der nächsten drei Jahre zu. Zur Zukunftssicherung wird Norma während der Laufzeit des Tarifvertrags mindestens 15 Ausbildungsplätze bzw. duale Studienplätze pro Jahr anbieten.
Robert Weißenbrunner, Bevollmächtigter der IG Metall Hanau-Fulda, freut sich, „dass die Zahl der möglichen betriebsbedingten Kündigungen deutlich reduziert werden konnte und der Standort eine nachhaltige Zukunft hat.“
Für die rund 160 Beschäftigten am Standort Gerbershausen wird ein industriepolitischer Dialog etabliert. Damit sollen adäquate Beschäftigungsverhältnisse identifiziert und notwendige Qualifizierungsmaßnahmen angeboten werden. Ziel ist es, den Beschäftigten nachhaltige Arbeitsplätze in der Region anbieten zu können, bevor der Norma-Standort in Gerbershausen Ende 2022 geschlossen wird.
Bernd Spitzbarth, Bevollmächtigter der IG Metall Nordhausen, bezeichnet das Verhandlungsergebnis als Teilerfolg. „Unsere Priorität bei der Auseinandersetzung lag auf dem Erhalt von Arbeitsplätzen. Die Menschen brauchen Zukunft. Das Licht wurde mit dem Abschluss nicht gänzlich ausgeschaltet. Die Chance, den Industriestandort und damit Beschäftigung zu erhalten ist geblieben.“ Jetzt müsse in den kommenden zwei Jahren mit Hochdruck in der dafür eingerichteten Projektgruppe gearbeitet werden, dass es zu einer entsprechenden Ansiedlung in Gerbershausen komme und die Beschäftigten weiter in Guter Arbeit blieben. Mit der Einrichtung einer Transfergesellschaft mit einer Dauer von 12 Monaten habe man eine Verlängerung der Zeitachse bis Ende 2023 erreicht. „Weitere 12 Monate Zeit um Investoren zu finden und die betroffenen Menschen unter Umständen von direkter Arbeitslosigkeit und Harz IV zu verschonen.“
Zum Ausgleich für die besonderen Belastungen der Beschäftigten in der Zeit der Pandemie wird zusätzlich für die Mitglieder der IG Metall des Standorts Gerbershausen eine Corona-Prämie als steuerfreie Einmalzahlung in Höhe von 1.500 Euro vereinbart. Diese ist zahlbar mit der Oktober-Abrechnung 2020.
Jörg Köhlinger, Leiter des IG Metall Bezirks Mitte, zeigte sich mit dem Kompromiss ebenfalls zufrieden. „Der Kampf der Beschäftigten war nicht umsonst. Der von der Unternehmensseite geplante Kahlschlag konnte verhindert werden.“
Die Gremien der IG Metall werden in den nächsten Tagen intensiv über den Kompromiss beraten und bis zum 12. Oktober 2020 entscheiden.