Medieninformation - Zweite Tarifverhandlung für 17.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen

Jörg Köhlinger: Dieses Angebot reicht bei weitem nicht

15.12.2017 | Frankfurt am Main/ Eisenach. Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen haben die Verhandlungen am heutigen Freitag in Eisenach keinen Fortschritt gebracht. Vor der Verhandlung haben knapp 200 Metallerinnen und Metaller aus ganz Thüringen für die Tarifforderungen der IG Metall demonstriert.

 

Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall und deren Verhandlungsführer: „Das Angebot der Arbeitgeber ist auch in Thüringen keine wirklich ernstzunehmende Verhandlungsbasis. 200 Euro Einmalzahlung für drei Monate und dann eine Steigerung der Entgelte um 2 Prozent sind ein großer Widerspruch zur hervorragenden Gewinnsituation der Branche. Das kann ich, das können unsere Mitglieder nicht als ernsthaftes Angebot verstehen. Die Anliegen der Beschäftigten zum Recht auf zeitweise Verkürzung der Wochenarbeitszeit scheinen den Arbeitgebern völlig egal, werden stattdessen als Nichtstun, für das es jedenfalls kein Geld geben werde, diffamiert. Im Gegenteil: Die Arbeitgeber knüpfen ihr Angebot zur Erhöhung der Entgelte an die Möglichkeit zur Verlängerung statt Verkürzung der Arbeitszeiten. Damit verschärfen sie die Tarifverhandlungen völlig unnötig.“

Köhlinger führte weiter aus, dass es gesellschaftlich notwendig sei, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verbindliche Möglichkeiten zur zeitweisen Arbeitszeitverkürzung etwa zur Kinderbetreuung oder zur Pflege Angehöriger zu ermöglichen. Dies liege in der Verantwortung der Arbeitgeber. Dasselbe gelte für die Entlastung von Beschäftigten in belastenden Arbeitszeitsystemen, etwa in Schichtarbeit. Und auch zur Frage der weiteren Angleichung der Tarifverträge an die des Westens, also zur Angleichung der wöchentlichen Arbeitszeiten, seien die Arbeitgeber jede konstruktive Antwort schuldig geblieben.

Neue Arbeitszeitmodelle seien auch für die Thüringer Industrie wichtig, führte Köhlinger an. Wenn die Metall- und Elektroindustrie Fachkräfte für die Zukunft wolle, müsse sie attraktive Arbeitszeitmodelle bieten: „Das heutige Angebot der Arbeitgeber jedenfalls ist kein Schritt in die richtige Richtung.“

 

Die IG Metall hat eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 6 Prozent für 12 Monate gefordert. Außerdem will sie für alle Beschäftigten einen Rechtsanspruch, die Wochenarbeitszeit auf bis zu 28 Stunden, befristet auf bis zu zwei Jahre, verkürzen zu können. Einige Beschäftigtengruppen wie Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder und pflegende Angehörige sollen dafür einen Entgeltzuschuss erhalten. Der Verband der Metall- und Elektroindustrie Thüringen e.V. hat demgegenüber angeboten, für die Monate Januar bis März 2018 eine Einmalzahlung von 200 Euro zu zahlen, ab 1. April 2018 eine Entgelterhöhung um 2 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten, beides aber nur im Falle gleichzeitiger Regelungen zur Verlängerung der Arbeitszeiten.

Die IG Metall regelt mit ihren Tarifverträgen die Arbeitsbedingungen für etwa 17.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen. Für weitere 3.500 Beschäftigte gelten die Flächen-Tarifverträge darüber hinaus im Wege von Anerkennungs-Tarifverträgen. Die Friedenspflicht endet zum 31. Dezember 2017. Da die dritte Verhandlung erst im Januar stattfindet, wird die IG Metall ab Januar die Thüringer Metallbetriebe zu Warnstreiks aufrufen.

Von: cb

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