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Unsere Arbeit braucht die 35-Stunden-Woche - auch in Thüringen

16.05.2019 | Tarifkommissionen der IG Metall fordern gleiche Arbeitszeiten in Ost und West: Frankfurt am Main/Berlin. Am heutigen 16. Mai tagten die Tarifkommissionen der Metall- und Elektroindustrie aus ganz Ostdeutschland gemeinsam in Berlin. Wenige Tage vor dem vierten Gespräch zur Angleichung der Arbeitszeiten in Ostdeutschland in der kommenden Woche ist die klare Erwartung der IG Metall: „Gute Arbeit braucht die 35-Stunden-Woche!“ Die Unzufriedenheit der ostdeutschen Belegschaften wurde in einer betrieblichen Aktionswoche vom 6. bis 10. Mai mit vielfältigen Aktionen in den Betrieben und vor den Werktoren auch in Thüringen deutlich.

An der Tarifkommissionssitzung nahm auch der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann teil: „Vor 30 Jahren fiel die Mauer. Doch immer noch bestehen Unterschiede zwischen Ost und West, auch in den Tarifverträgen. Das versteht heute niemand mehr und das wird mit Grund als Unrecht betrachtet. Diese Unterschiede sind in nichts begründet, schon gar nicht in Produktivität und Effizienz. Gerade von jungen Menschen wird massiv eingefordert, dass endlich die Angleichung der Arbeitszeit durchgesetzt wird. Das ist ein Gebot der Gerechtigkeit.“

Die Mitglieder der Tarifkommissionen sind sich einig, dass der Teufelskreis der Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften in den Westen durch gute, tarifliche Arbeitszeiten und -bedingungen in der ostdeutschen Industrie durchbrochen werden muss. Die IG Metall fordert die ostdeutschen Arbeitgeber daher noch einmal auf, ihrer Verantwortung nachzukommen. Mit den Aktionen der letzten Wochen setzten die Mitglieder der IG Metall ein deutliches Zeichen für eine demokratische Arbeitswelt. Dieses Engagement ist auch ein klarer Gegenentwurf zu allen rechtspopulistischen Phrasen und Parolen gerade vor den Landtagswahlen in Ostdeutschland.

„Wir wollen die Arbeitswelt in den Thüringer Betrieben gestalten und setzen damit auch ein Zeichen der Solidarität. 30 Jahre nach dem Mauerfall müssen die Arbeitszeitmauern in den Betrieben fallen“, sagt Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall im Bezirk Mitte. „Gute Tarifverträge und attraktive Arbeitszeiten sind für uns das wichtigste Mittel, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine gerechte und sichere Arbeitswelt zu bieten. Tarifverträge schaffen Berechenbarkeit und Planungssicherheit für Beschäftigte und Arbeitgeber. Wir rufen deshalb die Arbeitgeber auf, gemeinsam mit uns an einer Stärkung der Flächentarifverträge zu arbeiten.“ Die Tarifkommissionen fordern die Arbeitgeberverbände auf, nun rasch eine flächentarifvertragliche Lösung zur Arbeitszeitverkürzung zu erzielen.

 

Hintergrund:

Im Mai 1984 begann in Nordwürttemberg/Nordbaden und Hessen der Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche. Fast sieben Wochen dauerte der Arbeitskampf zur Durchsetzung der Arbeitszeitverkürzung, der schließlich den Weg zum Einstieg in die schrittweise Verkürzung der Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden pro Woche ebnete. 35 Jahre später steht am 21. Mai 2019 in Berlin das 4. Gespräch zur Angleichung der Arbeitszeit in Ostdeutschland an. 30 Jahre nach dem Mauerfall arbeiten die Beschäftigten in Ostdeutschland immer noch drei Stunden mehr als im Westen. In ganz Ostdeutschland machten die Beschäftigten in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie darauf aufmerksam, dass sie endlich Gerechtigkeit einfordern. „35-Reicht“ stand auf vielen T-Shirts und Plakaten, die auf www.igmetall-bbs.de/35-aktion zu sehen sind. 

Beschäftigte mit befristeten Arbeitsverträgen, niedrigen Löhnen und ohne Tarifbindung verspüren häufiger ein Gefühl des Ausgeliefertseins am Arbeitsplatz und sind gegenüber rechten Strömungen empfänglicher, so die Studie der Hans-Boeckler-Stiftung „Einstellungen und soziale Lebenslage“ aus dem Jahr 2017 unter Führung von Richard Hilmer.  Um die Demokratie zu stärken und rechten Tendenzen vorzubeugen, müssen den Menschen Zukunftsängste genommen werden. Daher setzt sich die IG Metall für mehr Tarifverträge, weniger Leiharbeit und befristete Arbeitsverträge ein. Die Studie zeigt auch, dass Menschen, die mit ihrem eigenen Leben zufrieden sind, seltener rechte Parteien wählen.

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Von: cb

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