Vitesco in Bebra und Mühlhausen

Beschäftigte von Vitesco in Bebra und Mühlhausen stimmen für Streik – IG Metall gibt dem Unternehmen „letzte Chance“

16.07.2021 | Frankfurt am Main/Bebra/Mühlhausen – Im Tarifkonflikt um einen Sozialtarifvertrag für die Beschäftigten der Continental-Tochter Vitesco Technologies in Bebra und Mühlhausen deutet alles auf eine weitere Eskalation hin. Nachdem inzwischen fünf Verhandlungsrunden kein Ergebnis gebracht haben, hat die IG Metall ihre Mitglieder zur Urabstimmung aufgerufen, deren Ergebnis heute bekannt gegeben wurde. Demnach stimmten 91,7 % der Mitglieder an den Betriebsstätten Bebra und Mühlhausen für die Möglichkeit des unbefristeten Streiks. Ein weiterer Verhandlungstermin mit Beginn am 21. Juli wurde bereits vereinbart. Bis dahin wird der Beginn des Arbeitskampfes ausgesetzt.

Dazu Jörg Köhlinger, Leiter des IG Metall Bezirks Mitte: „Das Urabstimmungsergebnis ist ein klares und eindeutiges Signal. Es zeigt eindrucksvoll die Kampfbereitschaft der organisierten Belegschaften in Bebra und Mühlhausen. Vor dem Hintergrund von jüngsten, kleinen Verhandlungsfortschritten gibt die IG Metall dem Unternehmen nunmehr eine letzte Chance, den Arbeitskampf am Verhandlungstisch noch zu vermeiden. Währenddessen werden alle Vorbereitungen für einen zeitnahen Beginn des Arbeitskampfes geschaffen, sollten die Verhandlungen erneut scheitern.“

Oliver Dietzel, 1. Bevollmächtigter der für den Standort Bebra zuständigen IG Metall Nordhessen kommentiert die Situation wie folgt: „Es handelt sich um die erste IG Metall-Urabstimmung in der Region seit dem Streik um die 35-Stunden-Woche im Jahr 1984. Das zeigt, wie hartleibig der Arbeitgeber hier vorgeht. Wir brauchen jetzt endlich Bewegung am Verhandlungstisch, sonst haben wir bald nach 1984 auch den ersten Streik.“ Bernd Spitzbarth, Geschäftsführer der IG Metall Nordhausen und dort Betreuer des Betriebsteils Mühlhausen, ergänzt: „Was die Schließung des Betriebsteils Mühlhausen angeht, könnten wir den Arbeitgeber wohl auch leider mit einem Streik nicht zur Vernunft bringen. Umso mehr kommt es darauf an, Vitesco für die soziale Absicherung der Beschäftigten und eine echte Suche nach Perspektiven für den Standort in die Pflicht zu nehmen.“

Zum Hintergrund: Das Unternehmen will am Standort in den nächsten Jahren etwa die Hälfte der knapp 1.000 Arbeitsplätze abbauen und dabei den Betriebsteil im thüringischen Mühlhausen mit ca. 150 Beschäftigten komplett schließen. Vitesco, das durch einen Spin-Off an der Börse im September als eigenständige Unternehmen etabliert werden soll, begründet die beabsichtigte Maßnahme mit der Transformation hin zur Elektromobilität. Wie zuvor schon an anderen Continental-Standorten wehren sich die Beschäftigten seit Monaten gegen die geplante Maßnahme.

Von: ef

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