19.08.2020 | Ein halbes Jahr nach den rassistischen Morden von Hanau besuchten Vertreterinnen und Vertreter der DGB-Gewerkschaften in Südosthessen am Dienstag (18.08.) die Räume der Initiative 19. Februar. Das im April eröffnete Ladenlokal am Heumarkt hat sich in den letzten Monaten zum Treffpunkt für Angehörige und Freund*innen und zum Ort des Gedenkens der getöteten Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nessar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov entwickelt.
Für kommenden Samstag rufen die Angehörigen zu einer Demonstration in Hanau auf, in der sie Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen fordern. Auch sechs Monate nach den Taten seien viele der Hintergründe und Versäumnisse noch unklar und nicht aufgearbeitet. Die Angehörigen fordern von der Politik nicht nur „schöne Worte, sondern endlich Taten“.
Die DGB-Gewerkschaften sicherten im Gespräch Unterstützung bei der notwendigen Arbeit gegen Rassismus in den Betrieben und an Schulen zu. Als wichtiger Ort der Begegnung und zur Aufrechterhaltung der Erinnerung an die Opfer unterstützten sie den Betrieb der Initiativen-Räume auch finanziell. Unter dem Motto „140 qm in Hanau gegen das Vergessen“ werden weiter Spenden zum Erhalt der unmittelbar an einem der Tatorte gelegenen Räume gesucht.
Die DGB-Regionsgeschäftsführerin Tanja Weigand zeigte sich nach dem Besuch beeindruckt von der Arbeit der Initiative und betonte die Notwendigkeit gemeinsamer Arbeit: „Hier ist es gelungen, Betroffenen von rassistischer Gewalt Raum und Stimme zu geben. Obwohl viele Menschen hierzulande täglich mit Rassismus konfrontiert sind, bleiben die Betroffenen zu oft ungehört.“ Grade der jüngste Fall von Morddrohungen u.a. gegen PolitikerInnen zeige außerdem, dass das Problem noch größer sei als befürchtet. „Als DGB-Gewerkschaften stehen wir nicht zuletzt in der historischen Pflicht, jedweder Form von Rassismus und Rechtsextremismus entschieden entgegen zu treten. Wir rufen alle dazu auf, bei Rassismus und Diskriminierung nicht zuzusehen und solidarisch mit den Betroffenen zu sein, an der Schule, im Betrieb oder auf der Straße.“
Verschiedene Kreisverbände des DGB Bezirks Hessen-Thüringen wollen an der für Samstag geplanten Demonstration teilnehmen. Unter anderem werden Busse aus Gera, Erfurt, Marburg und Gießen erwartet. Außerdem reisen weitere Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter per Bahn aus Kassel, Frankfurt, Darmstadt und vielen anderen Orten an.