31.07.2020 | Die Corona-Pandemie trifft junge Menschen, die ins Arbeitsleben starten, stark. Betriebe wollen weniger ausbilden. Auch Werkstudierende und Ferienjobber sind betroffen. Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, fordert Arbeitgeber und Politik zu größeren Anstrengungen auf.
Natürlich, bis zum Ausbildungsstart ist es noch ein bisschen hin, da kann noch einiges passieren. Allerdings: Die Voraussetzungen für junge Menschen, die jetzt ins Arbeitsleben starten oder eine Ausbildung beginnen möchten, sind keineswegs rosig. Sie sind schwierig geworden.
Die Weltwirtschaft steckt in einer Rezession, Betriebe mussten ihre Produktion runterfahren, Lieferketten wurden auseinandergerissen. Viele Beschäftigte sind in Kurzarbeit. Die Corona-Pandemie, das ist gewiss, hat die Arbeitswelt verändert. Die Auswirkungen der Krise, das wird jetzt deutlich, trifft auch die junge Generation.
Wie sehr, das belegt eine aktuelle Umfrage der IG Metall. Deutlich wird eine berufliche Benachteiligung junger Menschen aufgrund der Corona-Krise. Demnach will rund jeder zehnte der befragten Betriebe im Organisationsbereich der IG Metall in Zukunft weniger ausbilden. Noch im Mai lag diese Zahl bei 7,3 Prozent. Grundlage der Resultate sind Rückmeldungen aus insgesamt 492 Betrieben aus der ganzen Republik.
Bei den dual Studierenden ist die Zahl der geplanten Reduzierungen laut Umfrage zwar mit 6,1 Prozent geringer. Aber auch hier ist eine Verschärfung der Situation zu beobachten. Noch im Mai lag die Zahl bei rund 5 Prozent. Und auch Berufsanfänger, Werkstudierende und Praktikant*innen finden während der Pandemie schwerer Stellen.
Für Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall ist klar: „Es darf keine ‚Generation Corona‘ unter den Auszubildenden und dual Studierenden geben.“ Für die berufliche Zukunft junger Menschen müsse mehr getan werden, um dramatische Langzeitfolgen wie eine hohe Jugendarbeitslosigkeit zu vermeiden. Klar ist: Eine Reduzierung der Ausbildungsplätze verschärft auch die soziale Ungleichheit im Land – denn wenn Ausbildung zurückgefahren wird, dann trifft dies häufig vor allem Hauptschul- und Realschulabgänger und -abgängerinnen.
Die IG Metall Jugend will solidarisch durch die Krise – und die Zukunftschancen der jungen Generation erhalten. Dafür tritt sie mit ihrer Kampagne ORGANiCEsolidarity an. Ihre Ziele: Weiterführung der Ausbildung in der erforderlichen Qualität. Erfolgreichen Abschluss sicherstellen. Fortzahlung der Ausbildungsvergütung. Übernahme sichern. Und schließlich die Anzahl der Ausbildungsplätze sichern.
Vom 28. September bis 2. Oktober findet deshalb die Aktionswoche „ORGANiCEsolidarity – Ausbildung und (duales) Studium sichern“ statt. Zum Ausbildungsstart sollen zahlreich dezentral organisierte Veranstaltungen in den Betrieben und in der Öffentlichkeit zeigen, dass in der Krise auch eine Chance steckt, wenn alle solidarisch zusammenstehen. Die Mitgliederoffensive gipfelt am 2. Oktober im "ORGANiCE-Solidarity-Day", einem Öffentlichen-Streaming-Event mit abwechslungsreichen Formaten.
Wichtig ist die Kampagne auch, weil angesichts des technologischen Wandels, der immer mehr hoch spezialisierte Fachkräfte erfordert, eine große, gesamtgesellschaftliche Herausforderung entsteht. Die IG Metall stellt sich dieser. Christiane Benner fordert neben den Arbeitgebern auch die Politik zu größeren Anstrengungen für die junge Generation auf: „Das Ende Juni beschlossene Bundesprogramm „Ausbildungsplätze fördern“ ist sinnvoll, darf aber nicht auf kleine und mittlere Betriebe beschränkt bleiben“, so die Zweite Vorsitzende der IG Metall.