16.02.2023 | Die INDUS Beteiligungsgesellschaft aus Bergisch-Gladbach, die Gesellschafterin der Selzer Gruppe, zu der auch die Selzer Fertigungs- und Systemtechnik Driedorf gehören, hat im Dezember entschieden sich auf Zukunftsgeschäftsfelder zu konzentrieren und sich unter anderem von Selzer zu trennen und den Verkaufsprozess einzuleiten. In Driedorf sind rund 370 Beschäftigte von dieser Entscheidung betroffen. Selzer entwickelt, produziert und vertreibt unter anderem Getriebe-, Motor- und Bremskomponenten für den Fahrzeugbau, auch als Systemmodule. Für Verbrenner aber auch alternativen Antriebe.
Oliver Scheld, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Herborn, bezeichnete es als ausgesprochen schlechten Stil den Beschäftigten bis heute nicht offiziell mitgeteilt zu haben, dass die Standorte zur Disposition stehen. „Es sollte nicht der Stil eines innovativen und strategischen Gesellschafters sein so mit Mitbestimmungsorganen und Beschäftigten umzugehen.“ Außerdem seien die Verkaufsabsichten nicht mit dem Umbau der industriellen Produktion begründbar. „Autonom oder elektrisch fahrende Fahrzeuge werden ganz unbestreitbar unter anderem Antriebs- und Bremssysteme benötigen, insofern ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar für die Beschäftigten“.
Die örtlichen Betriebsräte und die IG Metall vor Ort haben von den Verkaufsabsichten durch Veröffentlichungen auf der Internetseite der INDUS erfahren. Eine Mitteilung an die betrieblichen Interessenvertretungen und die IG Metall als Tarifvertragspartei erfolgte nicht.
„Auf Grundlage der Veröffentlichung im Dezember 2022 und Anpassung im Januar 2023, haben wir den Gesellschafter angeschrieben und um Aufklärung gebeten. Die Antwort bestätigte die Absicht sich von Selzer trennen zu wollen.“ Unbeantwortet blieb aber die Anforderung der Interessenvertretung der abhängig Beschäftigten, im Prozess beteiligt zu werden.
„Man berücksichtige alle Interessen auch die der Beschäftigten, heißt es in einer Antwort von INDUS an die IG Metall“, so Oliver Scheld. „Wertschätzung, Transparenz und Vertrauen zu fördern, geht aber anders, auch wenn es keine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt.“
Es geht um die Standorte in Driedorf, 370 Beschäftigte und Familien. Wie weiter? Diese Frage stellen sich einige im Betrieb. Die Interessen der Beschäftigten ist Perspektive und Zukunft, in Roth und in der gesamten Selzer Gruppe.
Betriebsräte, IG Metall und Beschäftigte möchten Informationen erhalten, wer Interesse bekundet hat, welche Konzepte und Planungen mögliche Bieter für die Standorte und die Sicherung der Beschäftigten haben. Dazu wurde der INDUS-Vorstand in der vergangenen Woche erneut angeschrieben, bisher blieb dies unbeantwortet. „Auch, wenn es möglicherweise anonymisiert dargestellt werden könnte, wir wollen wissen wo die Reise hingeht und wer welche Planungen hat.“
Oliver Scheld, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Herborn: „Die Nachricht des INDUS-Managements hat die Beschäftigten kalt erwischt, auch wenn es irgendwann absehbar war, ist es unerwartet. Wir werden alles dafür tun, dass die Kompetenz und Innovationsfähigkeit in unserer Region erhalten bleibt und nicht leichtfertig an einen Hedgefonds verkauft wird. Wir sind gesprächsbereit für den Gesellschafter aber auch für mögliche potentielle Interessenten. Wer Zukunft mit Selzer aktiv gestalten möchte, kann auch auf die Beschäftigten nicht verzichten. Betriebsrat und IG Metall sind zu beteiligen.“