27.06.2025 | Beim Automobilzulieferer Schunk haben Betriebsrat und IG Metall einen Zukunftstarifvertrag für die Sintersparte erkämpft.
Der schleichende Ausstieg aus dem Verbrenner hätte fast den Verkauf der Sintersparte mit 450 Arbeitsplätzen beim Autozulieferer Schunk am Standort Heuchelheim bei Gießen und 400 Arbeitsplätzen am Standort Thale in Sachsen-Anhalt zur Folge gehabt. Doch Betriebsrat und IG Metall haben sich gewehrt: Die Sintertechnik wird nicht verkauft. Stattdessen wird die Produktion an die Bedarfe der Kunden aus der Automobilindustrie angepasst.
Für die Beschäftigten heißt das: »Jeder, der bleiben will, kann bleiben«, sagt Betriebsratsvorsitzender Simon Alsmeier. »Finanzjongleure haben keinen Zugriff auf diesen Unternehmensteil.« Seit dem 1. Mai ist nun ein Zukunftstarifvertrag in Kraft. Er sieht vor, dass es bis 2030 keine betriebsbedingten Kündigungen gibt, der Abbau von Arbeitsplätzen erfolgt auf freiwilliger Basis. Eine Option sieht eine Standortsicherung über 2030 hinaus vor. Knapp 97 Prozent der Metaller bei Schunk haben dem Tarifergebnis (siehe Kasten) zugestimmt. Alsmeier sagt: »Durch diesen Tarifvertrag haben wir jetzt die Chance, die Standorte für die Zukunft aufzustellen.« Die Einstellung der Sintertechnik bei Schunk in Heuchelheim sei eine strategische Entscheidung über die Produktpalette der Zukunft, sagt Betriebsrat Alsmeier.
Jetzt komme es darauf an, neue innovative Produkte an den Standort zu holen und die Investitionen dafür zu stemmen, zum Beispiel für die Elektromobilität. Der Metaller sieht generell auch ein Problem in den hohen Energiekosten, die industrielle Produktion in Deutschland nicht mehr lukrativ machen. Der Zukunftstarifvertrag kam erst durch Druck aus der Belegschaft zustande, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Und der Druck hat sich gelohnt. Die Beschäftigten haben jetzt eine langfristige Sicherheit und bessere Perspektiven als bei einem Verkauf der Sintersparte. »Transformation gelingt nur, wenn die Beschäftigten beteiligt werden. Sicherheit gibt es nur mit Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen.«
Ohne Mitbestimmung wäre der Tarifvertrag bei Schunk nicht zustande gekommen, ist Alsmeier überzeugt. »Mitbestimmung ist eine Trumpfkarte in der Transformation.« Um den Umbau in den Betrieben, wie er bei Schunk jetzt begonnen hat, geht es auch auf der Mitbestimmungskonferenz der IG Metall Anfang Oktober (siehe Kasten unten). Ein weiterer Vorteil: Schunk ist ein Stiftungsunternehmen. Als solches ist es offener für die Interessen der Beschäftigten – ohne Druck durch Quartalszahlen oder durch Aktionäre, die eine hohe Rendite erwarten. »Das Geld bleibt im Unternehmen«, so Alsmeier. Der Weg zu einer Lösung war aber nicht konfliktfrei, sagt der Metaller. Betriebsrat und Geschäftsleitung hatten anfangs unterschiedliche Vorstellungen.
In einer Projektgruppe wurde nach tragfähigen Wegen gesucht, am Ende stand dann eine »Schunk-Lösung«, so Alsmeier, bei der die Interessen beider Seiten zum Tragen kommen. Dieses Ergebnis war wichtig, denn die Beschäftigten wollten in dem Unternehmen bleiben. »Grundlage für eine funktionierende Transformation ist die Sicherung der Beschäftigung.« In einem Transformationsausschuss wird jetzt der Verlauf des Prozesses unter die Lupe genommen und geprüft, ob alles nach Plan läuft. So lässt sich schnell gegensteuern, wenn Probleme auftreten sollten.
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