06.06.2024 | Hanau - Die Tarifbewegung für die rund 400.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Thüringen nimmt Fahrt auf. In den letzten Wochen hatte die IG Metall Mitte die Beschäftigten in den Betrieben zu ihren Erwartungen befragt.
40.282 Beschäftigten aus 441 Betrieben antworteten mit einem klaren Votum für mehr Geld und Zeitsouveränität. Die IG Metall-Tarifkommissionsmitglieder (217) berichteten in der heutigen Sitzung (6. Juni) über die parallel stattgefundenen betrieblichen Diskussionen in den Betrieben des IG Metall Bezirks und untermauerten das Votum für mehr Geld und Zeitsouveränität.
Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall Mitte und Verhandlungsführer, bezeichnete das Ergebnis der Befragung und der Diskussionen in den Betrieben als völlig nachvollziehbar: „Die Lebenshaltungskosten sind deutlich gestiegen und verharren auf einem hohen Niveau. Für Miete, Energie und Lebensmittel muss heute wesentlich mehr Geld aufgewendet werden als noch vor zwei Jahren. Darauf hat die Tarifpolitik der IG Metall zu reagieren, zumal der private Konsum die angespannte wirtschaftliche Entwicklung derzeit massiv stützt.“
Ähnlich beurteilt der IG Metall-Verhandlungsführer den Wunsch nach mehr Zeitsouveränität. „Besonders belastete Gruppen, wie beispielweise Beschäftigte im Schichtbetrieb, benötigen Entlastung. Zudem müssen in einer alternden Gesellschaft Beschäftigten deutlich mehr Zeit für Pflege und Betreuung von Angehörigen aufwenden. Dies verlässlich planen zu können, ist eine Grundvoraussetzung des gesellschaftlichen Miteinanders.“
Köhlinger betonte gegenüber den Tarifkommissionsmitgliedern, dass eine starke IG Metall für gute Arbeits- und Leistungsbedingungen sorgen könne, die Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Industriepolitik seien aber Kernaufgabe der Politik. „Wir können keine Ladesäulen aufstellen, um die Mobilitätswende voranzutreiben. Wir können die das wirtschaftliche Wachstum hemmende Schuldenbremse nicht reformieren. Das hat die Politik zu machen, damit die Transformation gelingt. Sie sollte damit endlich beginnen, bevor es zu einer um sich greifenden Deindustrialisierung in diesem Land kommt.“
Am 17. Juni bündelt der IG Metall-Vorstand die Diskussionen der Bezirke über die Forderung und gibt eine Forderungsempfehlung ab. Am 21. Juni beschließen die Tarifkommissionen für die Mittelgruppe (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) und für Thüringen die Forderung und am 8. Juli erfolgt dann durch den IG Metall-Vorstand der finale Forderungsbeschluss.
Die erste Verhandlung mit den Arbeitgebern in Thüringen findet am 12. September statt. Am 13. September verhandelt die IG Metall erstmalig mit den Arbeitgebern der Mittelgruppe. Am 28.10., 24.00 Uhr, endet die Friedenspflicht, danach sind Warnstreiks möglich.