71. Ordentliche Bezirkskonferenz

Delegierte der IG Metall Bezirkskonferenz fordern fairen Wandel

23.06.2021 | Frankfurt am Main/Mainz – Mehr als 120 Delegierte des IG Metall Bezirks Mitte und Gäste debattierten real und digital auf der diesjährigen Bezirkskonferenz in Mainz über die faire Gestaltung der Transformation und die Bewältigung der Pandemie. Die IG Metall Mitte wird die Positionen der Parteien im Vorfeld der Landtagswahl in Thüringen und der Bundestagswahl im September bewerten.

  • Transformation geht nur mit Mitbestimmung
  • Reiche und Vermögende stärker an Pandemiebewältigung beteiligen
  • Landtags- und Bundestagswahl: IG Metall stellt Parteien auf den Prüfstand

 

Jörg Köhlinger, Leiter des IG Metall Bezirks Mitte, stimmte die Delegierten der Bezirkskonferenz auf herausfordernde Zeiten ein. „Die Transformation ist keine Eintagsfliege. Digitalisierung, veränderte Mobilitätskonzepte und der weiterhin bestehende Verlagerungsdruck werden uns lange begleiten.“ so Köhlinger, „Die Herausforderungen, die mit dem Klimaschutz verbunden sind, dürfen jedoch nicht ausschließlich zu Lasten der Beschäftigten gehen. Mit einem politischen Wettbewerb um die niedrigsten CO2-Werte, wird der Umbau der Industriegesellschaft – der Umbau der Stahlerzeugung oder Antriebstechnologie nicht gelingen. Die Änderungen müssen sozioökonomisch nachhaltig gestaltet werden und werden nur mit mehr Mitbestimmung in den Betrieben und auf Konzernebene gelingen.“ Köhlinger sprach sich in diesem Zusammenhang erneut für die Abschaffung des undemokratischen Doppelstimmrechts von Aufsichtsratsvorsitzenden aus.

Jürgen Kerner, Hauptkassierer und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, machte auf der Bezirkskonferenz deutlich: „Die Branchen der IG Metall sind im Wandel – angetrieben vor allem von Dekarbonisierung und Digitalisierung. Wir stellen jetzt die „Machtfrage“. Wir überlassen den Wandel nicht irgendwelchen Marktkräften. Wir wollen den Wandel gestalten, unsere Industrie erhalten und klimagerecht umbauen. Beispiel Stahl: Grüner Stahl fällt nicht vom Himmel. Dafür sind hohe Investitionen nötig, die kein Stahlunternehmen allein stemmen kann. Wir fordern daher einen Transformationsfonds Stahl von 10 Milliarden Euro bis 2030. Damit können 10 Millionen Tonnen auf grünen Stahl umgestellt werden. Das spart 17 Millionen Tonnen CO2 ein. Das sind immerhin 25 Prozent der verschärften CO2-Minderungsziele in Deutschland.“

Neben den ökonomischen Herausforderungen, sagte Jörg Köhlinger, stehe die Verteilungs- und Gerechtigkeitsfrage ganz oben auf der politischen Agenda. „Arbeitgeber, selbsternannte Experten und Politik bereiten bereits das Feld, um die Kosten der Pandemie den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aufbürden zu können. Die einen wollen den Beschäftigten den Urlaub kürzen, die anderen wollen das Rentenalter erhöhen. Nur eins wollen sie nicht, dass die Vermögenden und Reichen dieses Landes an den Krisenkosten beteiligt werden. Darum werden wir im Vorfeld der Bundestagswahl und der Landtagswahl in Thüringen die Parteien auf den Prüfstand stellen. Wer den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft aufkündigen will, wird mit massivem Druck der Metallerinnen und Metaller rechnen müssen.“

Das Thema aufnehmend ging Prof. Dr. Berthold Vogel, SOFI Göttingen, in seinem Impulsreferat auf den „Zusammenhalt in ungewissen Zeiten“ ein und leitete damit die Podiumsdiskussion ein. Neben Berthold Vogel und Bezirksleiter Jörg Köhlinger nahm Salvatore Vicari, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Schaeffler Technologies, an der von Journalistin Michaela Böhm moderierten Diskussion, teil.

An die Teilnehmenden der Bezirkskonferenz richteten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Dietmar Muscheid, Vorsitzender des DGB-Landesbezirks Rheinland-Pfalz/Saarland, Grußworte.

Von: ef

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