02.12.2022 | Die Aufsichtsräte von SHS – Stahl-Holding-Saar, Saarstahl AG und Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke (Dillinger), das Kuratorium der Montan-Stiftung-Saar und die Geschäftsführung der SHS – Stahl-Holding-Saar haben gemeinsam Investitionen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro - vorbehaltlich öffentlicher Förderungen - zur Transformation der saarländischen Stahlindustrie hin zur Produktion von grünem Stahl beschlossen.
Damit ermöglichen die Aufsichtsräte die Dekarbonisierung der saarländischen Stahlindustrie. Bereits ab dem Jahr 2027 werden im Saarland so jährlich bis zu 3,5 Millionen Tonnen CO2-armer Stahl produziert und 4,9 Millionen Tonnen CO2 eingespart.
Mit dieser Entscheidung wird die Vorreiterrolle der saarländischen Stahlindustrie bei der Produktionsumstellung auf sogenannten grünen Stahl untermauert. Es ist das erklärte Ziel der SHS, zum europäischen Vorbild der industriellen CO2-Einsparungen zu werden. Bei diesem Vorhaben setzen die Montan-Stiftung-Saar und die SHS – Stahl-Holding-Saar auf eine öffentliche Förderung, da die vorgesehene Investition in Höhe von 3,5 Milliarden Euro die saarländische Stahlindustrie vor erhebliche Herausforderungen stellt. Die notwendigen Unterlagen sind eingereicht, der Genehmigungsprozess noch nicht abgeschlossen. Um dennoch die Klimaziele der EU für das Jahr 2030 (55 Prozent weniger CO2-Emissionen gegenüber 1990) erreichen zu können, haben die Aufsichtsräte mit ihrer Entscheidung den offiziellen Startschuss gegeben.
In den nächsten Jahren bis 2027 wird neben der etablierten Hochofen-Route die neue Produktion mit einem Elektro-Lichtbogenofen (EAF) am Standort Völklingen und einem EAF und einer Direkt-Reduktionsanlage (DRI) zur Herstellung von Eisenschwamm auf dem Werksgelände von Dillinger entstehen. Um die Transformation auch visuell abzubilden, wurde ein Transformationsbranding entwickelt: „Pure Steel +“. Die Botschaft von „Pure Steel +“ ist, dass die saarländische Stahlindustrie die langjährig weltweit etablierte Qualität der Produkte, Innovationsfähigkeit und Kultur auch in der Transformation bewahren wird. Das „+“ wird die CO2-Neutralität der Produkte sein.
Damit das ambitionierte Projekt gelingen kann, ist neben zeitnahen Förderzusagen aus Berlin und Brüssel die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen eine Grundvoraussetzung. Deshalb wird in einem ersten Schritt die lokale Produktion von Wasserstoff gemeinsam mit den Energieversorgern vor Ort aufgebaut werden, bevor die Anbindung an das europäische Wasserstoffnetz erfolgt und der Einsatz von Wasserstoff auf ca. 80 Prozent erhöht werden kann. Damit legt die saarländische Stahlindustrie neben der Dekarbonisierung der eigenen Produktion die Basis für eine neue wasserstoffbasierte Wertschöpfungskette im Saarland. Auf diese Weise unterstützt die SHS – Stahl-Holding-Saar das Saarland auf dem Weg zur Modellregion der Transformation.
Reinhard Störmer, Vorsitzender des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar und Vorsitzender der Aufsichtsräte von SHS, Saarstahl und Dillinger: „Mit dieser Entscheidung geht die saarländische Stahlindustrie voran und wird zum Vorreiter der CO2-Einsparung. Mit diesem Konzept können unsere Stahlunternehmen den Wandel hin zu einer grünen Wirtschaftsregion Saar maßgeblich befördern. Die Montan-Stiftung-Saar kommt damit einmal mehr ihrem Auftrag nach, die Stahlindustrie und deren Arbeitsplätze vor Ort langfristig zu sichern.“
Jörg Köhlinger, Leiter des IG Metall-Bezirks Mitte und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der SHS, Saarstahl und Dillinger: „Der heutige Beschluss ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Produktion von grünem Stahl im Saarland. Die Stahlunternehmen sind ein wichtiger Pfeiler der Wirtschaft und Garant für Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Region. Die Transformation, die auch die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt, bietet große Chancen für eine sozial-ökologisch ausgerichtete Wertschöpfung mit nachhaltigen Beschäftigungsperspektiven im Saarland. Ihre Grundlage ist die Mitbestimmung auf Augenhöhe in der Montanindustrie. Eine beschäftigtenorientierte Transformation braucht aber auch politische Unterstützung, damit das Vorhaben gelingen kann. Nun sind der Bund und die EU gefordert, schnell die optimalen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.“
Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorsitzender der Geschäftsführung der SHS und Vorstandsvorsitzender von Dillinger und Saarstahl: „Die Entscheidung der Aufsichtsräte zeigt, dass wir die richtigen Strategien und Maßnahmen zur Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen entwickelt haben. Auch die Kunden von Dillinger und Saarstahl haben großes Interesse an grünem Stahl. Jetzt gilt es, diese in einem ambitionierten Zeitrahmen umzusetzen. Wir sind bereit und haben mit der saarländischen Landesregierung eine starke Unterstützung an der Seite. Nun sind die politischen Entscheider in Brüssel und Berlin gefordert, funktionierende Rahmenbedingungen für die Transformation hin zum grünen Stahl zeitnah umzusetzen und die Anträge für die notwendigen Fördermittel zu bewilligen.“
Anke Rehlinger, Ministerpräsidentin des Saarlandes: „Der Umbau der Stahlindustrie ist ein Meilenstein für den Schutz der Arbeitsplätze und des Klimas. Wir stehen vor vermutlich der größten Investition in der Geschichte des Saarlandes und einem der größten Transformationsprojekte Europas. Dieser technologische Wandel wird ein enormer gemeinsamer Kraftakt von Unternehmen, Bund und Land.“
Jürgen Barke, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie: „Es ist eine der wichtigsten Zukunftsentscheidungen unseres Landes und wir stehen bereit, das Projekt im größtmöglichen Umfang maßgeblich finanziell und administrativ zu unterstützen. Denn unser Auftrag als Land ist es, die besten Rahmenbedingungen zu schaffen, damit grüner Stahl an der Saar produziert werden kann. Und der Möglichmacher ist unser Transformationsfond. Durch ihn können wir als Land unseren Anteil zu solchen starken Unternehmensentscheidungen leisten. Hier werden Leitplanken für den gesamten Wirtschaftsstandort Saarland gesetzt und Wertschöpfung und Beschäftigung gesichert. Unser saarländischer Stahl hat Zukunft – und die Unternehmen und Beschäftigten der saarländischen Stahlindustrie haben das Land und die Landesregierung an ihrer Seite.“