Geschichte des Internationalen Frauentags

Der Internationale Frauentag hat seine Wurzeln in der Arbeiterinnenbewegegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Wann und wo genau erstmals die Idee für einen politischen "Frauenkampftag" entstand, ist nicht gänzlich geklärt. Klar ist aber, dass in vielen Ländern ab Ende des 19. Jahrhunderts Frauen- und Arbeiterinnenbewegungen für einen Tag plädierten, an dem sich Frauen landes-, beziehungsweise weltweit für Gleichberechtigung, höhere Löhne und bessere Artbeitsbedingungen für Frauen sowie für ein Frauenwahlrecht und gegen Diskriminierung einsetzen.

Die deutsche sozialistische Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin schlug am 27. August 1910 auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vor. Einen Vorschlag für ein konkretes Datum machte sie noch nicht. Nach dieser Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz wurde im Folgejahr 1911 erstmals der "Internationale Frauentag" begangen: zunächst in vier europäischen Ländern (Dänemark, Deutschland, Österreich, Schweiz) sowie in den USA. Dieser erste offizielle Internationale Frauentag fand jedoch noch nicht wie heute am 8. März statt, sondern am 19. März 1911. Hauptforderung war das aktive und passive Wahlrecht für Frauen. Mehr als eine Millionen Frauen gingen an diesem ersten Internationalen Frauentag auf die Straße. Bereits ein Jahr später, 1912, nahmen Frauen in mehreren weiteren Ländern an den Demonstrationen zum Internationalen Frauentag teil:

1910: Clara Zetkin schlägt auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines Internationalen Frauentages vor.

1911: Internationaler Frauentag am 19. März in Dänemark, Deutschalnd, Österreich, Schweiz und USA

1912: Frauen in weiteren Ländern schließen sich an: Frankreich, Schweden, Niederlande

1913: Frauen in Russland schließen sich an

Wie sich schließlich der 8. März als Datum für den Internationalen Frauentag durchsetzte - darüber gibt es verschiedene Deutungen. Ein möglicher Ursprung des 8. März: Am 8. März 1917 (nach dem julianischen Kalender in Russland der 23. Februar) begannen Streiks der Bewohnerinnen der armen Stadtviertel in Petrograd. Diese Proteste waren einer der Auslöser für die Februarrevolution in Russland. Zu Ehren dieser streikenden und proestierenden Frauen in Petrograd soll auf der "Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921" in Moskau auf Vorschlag der bulgarischen Delegation der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt worden sein. 

1975 machten die Vereinten Nationen den 8. März zum "Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden".

Eine "neue" Bewegung: Wenn Frauen* streiken verändert sich die Welt

Der internationale Frauentag erlebt eine Renaissance. 2019 gingen am 8. März tausende Menschen auf die Straße, so viele wie seit Jahren nicht mehr. Allein in NRW waren im Rahmen des Frauen*streiks ca. 10.000 Menschen auf Demos, bei Aktionen, in Streikzelten.

Dass Frauen für eine andere Welt ist nicht neu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts traten Frauen in den Gebärstreik, um gegen den Krieg zu protestieren. Und auch vorher waren Streiks oft von Frauen getragen. Am bekanntesten ist der „Weberaufstand“ 1844 in Schlesien, der mehrheitlich von heimarbeitenden Weberinnen getragen war. In der russischen Revolution waren es maßgeblich Frauen, die mit für den Erfolg gekämpft haben. Nicht zuletzt waren es 1917 die Arbeiterinnen im zaristischen Russland, welche für Brot und für die Beendigung des Krieges zu Tausenden auf die Straße gingen und einen politischen Frauenstreik so zuspitzten, dass dieser in die Russische Revolution mündete. In Russland wurde die erste Frau überhaupt Ministerin. Alexandra Kollontai – Volkskommissarin für soziale Fürsorge.

Die Crimmitschauer Fabrikarbeiterinnen riefen von 1903 bis 1904 fast ein halbes Jahr lang zum Streik für bessere Arbeitsbedingungen auf. In Deutschland erstritten 1979 die sogenannten Heinze-Frauen, Arbeiterinnen eines Gelsenkirchener Fotolabors, vor dem Bundesarbeitsgericht in Kassel ein Urteil gegen Lohndiskriminierung. 1994 streikte eine Million Frauen in Deutschland gegen schlechte Arbeitsbedingungen, den Abbau von Sozialleistungen und für das Recht auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung. In ihrem Aufruf hieß es: „Jetzt streiken wir! Frauen werden die Hausarbeit niederlegen, betriebliche Aktionen bis zum Streik durchführen, nicht einkaufen, nicht mehr höflich lächeln, nicht nett sein, keinen Kaffee kochen und die Kinder den Männern mit auf die Arbeit geben. Auffällig und frech werden wir unsere Gemeinsamkeit und unsere Solidarität bekunden. (…) Wir wollen die gleichmäßige Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit unter Frauen und Männern.“ Dieser Streik ist bis heute fast aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden.

Seit den Frauen*streik-Aktionen 2018 wandert er Stück für Stück ins Gedächtnis zurück. Und was passierte 2009 – heute: es gab den Streik der Putzfrauen, im Einzelhandel, sozial- und Erziehungsdienste, Krankenhäusern und Kliniken. 2018 streikten Frauen in 177 Ländern auf der ganzen Welt am internationalen Frauentag. Besondere Aufmerksamkeit bekam dabei der Massenstreik in Spanien: Mehr als 5 Millionen Frauen legten die Arbeit nieder und übertrafen damit alle Erwartungen. In ganz Spanien wurde mit dem Slogan „Wenn wir streiken steht die Welt still“ gegen Gewalt, Diskriminierung, unbezahlte Care-Arbeit und die Prekarisierung in der Erwerbsarbeit. In Argentinien und Polen gingen Frauen* für ihr Recht auf Selbstbestimmung auf die Straße. In Chile besetzten sie die Universitäten. Die Idee des Frauen*streiks war nicht nur geboren, er fand 2018 in vielfältigen Formen statt – international.

 Präsentation Frauen*streik

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