Robert Bosch Elektronik Thüringen

Düsteres Kapitel in der Geschichte des Bosch-Konzerns kommt vorerst zu einem Ende

14.10.2022 | In einer Versammlung von Arbeitgeber und Betriebsrat am vergangenen Donnerstag, den 13. Oktober, wurde den Beschäftigten der Maßnahmenkatalog vorgestellt. In einer von der Arbeitnehmerseite organisierten Job-Börse am Tag darauf warben ansässige Unternehmen um die gut ausgebildeten und hoch motivierten Kolleginnen und Kollegen. Das Aus für die Produktion von Kfz-Teilen unter dem Dach des Bosch-Konzern ist damit jedoch besiegelt.

V.l.n.r.: Jörg Baum, Transfergesellschaft MyPegasus; Kirsten Joachim Breuer, IG Metall; Andy Poplawski, Betriebsratsvorsitzender

Am 8. Juli 2021 verkündete der Werkleiter der Robert Bosch Elektronik Thüringen GmbH in einer hastig einberufenen Belegschaftsversammlung das Aus für den Standort des Bosch-Konzerns am Erfurter Kreuz. Bei dem Betrieb handelte es sich um die ersatzweise angesiedelte Produktion für die im Jahr 2014 vollzogen Aufgabe von 2.000 Bosch-Arbeitsplätzen in der Solarproduktion. Seit diesem Tag haben die IG Metall und die Betriebsräte für einen Erhalt der knapp 100 Arbeitsplätze gekämpft. Ende September 2022 wurde ein Sozialplan hart erstritten, welcher eine Perspektive für die betroffenen Beschäftigten ermöglicht.

„Unser Dank gilt dem unermüdlichen Kampf der Kolleginnen und Kollegen und der Betriebsräte am Standort. In dem über ein Jahr andauernden Kampf haben wir ein Höchstmaß an Solidarität aus der Region, von der Landrätin Petra Enders, den Abgeordneten des Thüringer Landtags von Die.Linke und SPD und von Seiten der Landesregierung, in Person des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und Thüringens Wirtschaftsminister Wolfang Tiefensee erfahren“, so Kirsten Joachim Breuer, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Erfurt und zuständiger Betriebsbetreuer.

Der im Sozialplan geregelte Maßnahmenkatalog sieht eine Vielzahl an Leistungen vor, die den Beschäftigten einen Übergang in ein neues Arbeitsverhältnis erleichtern sollen. Neben, auch für den Bosch-Konzern sehr statthaften, Abfindungssummen konnten wir die Einrichtung einer Transfergesellschaft erreichen. Damit gewinnen die Kolleginnen und Kollegen, die sich für einen Wechsel in die Transfergesellschaft entscheiden, bis zu einem Jahr Zeit, sich für einen neuen Job fit zu machen.

„Die Einigung ist insgesamt gesehen in Ordnung. Großer Jubel kommt allerdings bei den Beschäftigten nicht auf. Viele der Kolleginnen und Kollegen hätten gerne bei Bosch in Arnstadt weitergearbeitet, das ist aufgrund der Stilllegungsentscheidung von Bosch nun leider nicht mehr möglich. Nun gilt es nach vorne zu blicken und neue Wege zu beschreiten. Dabei helfen sicherlich auch die vom Betriebsrat verhandelten ordentlichen Abfindungszahlungen, Qualifizierungsmaßnahmen, Unterstützung beim Wechsel an andere Bosch-Standorte und die Einrichtung einer Transfergesellschaft“, so Andy Poplawski, Betriebsratsvorsitzender

„Auch, wenn das Risiko in Arbeitslosigkeit zu fallen am Erfurter Kreuz durchaus überschaubar ist, so bleibt auf dem nunmehr ausgehandelten Kompromiss der Schatten der Standort-Aufgabe und des unternehmerischen Versagens. Seit dem Übergang der Beschäftigten der Solarproduktion im Jahre 2014 hat der Betriebsrat für eine Zukunftsfähigkeit des Standorts hart gerungen. Heute wissen wir, dass entgegen allen damaligen Verlautbarungen, die mittelfristige Aufgabe der Produktion der kalte Plan des Bosch-Konzerns war. Mit den hohen Abfindungssummen erhalten die Beschäftigten einen Ausgleich für die erlittenen Härten der zurückliegenden 15 Monate. Eine Wertschätzung ihrer langjährigen guten Arbeit kann dies jedoch nicht sein. Durch die Transfergesellschaft, welche über unseren in der Region sehr erfahrenen Partner MyPegasus GmbH eingerichtet wurde, erhalten die Kolleginnen und Kollegen nun ein Jahr Zeit, sich fit für Neues zu machen. Gerade in den Zeiten zunehmender Unsicherheit erwächst hier die Chance auf eine gute Perspektive“, so Breuer weiter.

„Mit der Regelung des Ausscheidens der Kolleginnen und Kollegen aus dem Bosch-Konzern sind wir jedoch noch nicht fertig. Wir sehen das Unternehmen weiterhin in der Pflicht sich für den Erhalt des Bosch-Standortes am Erfurter Kreuz zu engagieren, an dem heute noch zwei weitere Konzerntöchter beheimatet sind.
Unsere Kolleginnen und Kollegen unterstützen wir weiterhin bei ihrer berufliche Entwicklung. Erste Beschäftigte sind bereits in unmittelbarer Nachbarschaft bei N3 angestellt. Weitere positive Beispiele werden folgen, daran haben wir keinen Zweifel“, so Breuer abschließend.

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