YESWECANYON

Erfolgsgeschichten „Made in Koblenz“ beginnen mit einem Anhänger

02.10.2023 | "YESWECANYON - Canyon und die IG Metall gehören zusammen" - steht auf dem roten Anhänger vor dem Canyon.Home, nachdem die Beschäftigten des Koblenzer Unternehmens Anfang Februar erstmalig einen Tarifvertrag fordern. Vis-à-vis, in der Firmenzentrale, ist bis vor einiger Zeit noch der legendäre blaue Anhänger ausgestellt, mit dem der Vater des Gründers Roman Arnold vor mehr als 35 Jahren den Weg für das heute extrem erfolgreiche Direktvertriebsunternehmen bereitet.

Foto: AdobeStock

Canyon und IG Metall schließen einen wegweisenden Tarifvertrag für die Koblenzer Beschäftigten und für die gesamte Bike-Branche.

Nachdem das Verhandlungsergebnis nach fast siebenmonatigen Verhandlungen per Handschlag zwischen Canyon und der IG Metall beschlossen wird, gibt es jetzt einen rechtsgültigen Tarifvertrag für alle Beschäftigten und Bereiche der Canyon Bicycles GmbH. Der Weg dahin ist alles andere als leicht und es kristallisiert sich schnell heraus, dass sowohl Canyon, als auch die IG Metall Kompromisse für eine Einigung eingehen müssen. Es ist ein zähes Ringen und neben diversen Aktionen seitens der Gewerkschaftsmitglieder, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, werden natürlich auch Pläne für mögliche Warnstreiks geschmiedet. Kampflos will man sich nicht geschlagen geben. Dennoch finden die Tarifverhandlungen mit großer gegenseitiger Wertschätzung statt und das Ziel, das Beste für die Beschäftigten und das Unternehmen erringen zu wollen, ist auf beiden Seiten immer im Fokus. Nach intensiven und fordernden 12 Stunden am letzten planmäßigen Verhandlungstag einigen sich beide Parteien in fast allen Punkten und kommen am darauffolgenden 14. September erneut zusammen, um die letzten offenen Diskussionspunkte aufzulösen und sich die Hand auf das Ergebnis zu geben.

Die Rechtsgültigkeit der Tarifverträge wird am 30. September 2023 durch die Mitglieder der IG Metall mit 97% Ja-Stimmen in einer Mitgliederversammlung besiegelt.

Ali Yener, Erster Bevollmächtigter und Verhandlungsführer, kommentiert sichtlich bewegt das Ergebnis: „Mit diesen Tarifverträgen schreiben die Beschäftigten von Canyon und das Unternehmen Geschichte, denn sie sind die ersten, die einen Tarifvertrag in der Bike-Branche in Deutschland abschließen. Ohne den starken Rückhalt der IG Metall Mitglieder bei Canyon wäre aber dieses Ergebnis nicht möglich gewesen.“

Die Regelungsgegenstände dieses Tarifvertrags sind vielfältig und zeichnen sich durch eine moderne Arbeitskultur und die ständige Weiterentwicklung der Arbeitsbedingungen aus. Zu den wichtigsten Punkten gehören:

Tarifvertrag zur Reduktion der Wochenarbeitszeit bis zum Jahr 2028 auf 37,5 Stunden:

  • Dieser Tarifvertrag beinhaltet eine schrittweise Verringerung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich für die Beschäftigten bei Canyon. Bis zum Jahr 2028 wird die Arbeitszeit von bisher 40 Stunden auf 37,5 Stunden pro Woche reduziert. Dies schafft eine ausgewogenere Work-Life-Balance und trägt den veränderten Bedürfnissen der Beschäftigten Rechnung. Das Ziel der IG Metall, die 35 Stunden pro Woche bei vollem Entgeltausgleich, bleibt weiterhin bestehen. Hierzu besteht eine Verhandlungsverpflichtung im Jahr 2028.

Tarifdynamische Entwicklung der Entgelte anhand der Flächentarifergebnisse der Metall- und Elektroindustrie Rheinland-Pfalz:

  • Die Entgelte der Beschäftigten werden an die Entwicklung der Flächentarife in der Metall- und Elektroindustrie Rheinland-Pfalz gekoppelt. Dies garantiert eine kontinuierliche Anpassung der Entgelte an wirtschaftliche Veränderungen und steigende Lebenshaltungskosten.

Verhandlungsverpflichtung bis Ende 2024 für ein transparentes und nachhaltiges Canyon Entgeltrahmenabkommen und Manteltarifvertrag ab 2025:

  • Bis Ende 2024 verpflichten sich Canyon und die IG Metall zur gemeinsamen Ausarbeitung eines transparenten und nachhaltigen Entgeltrahmenabkommens sowie eines Manteltarifvertrages. Diese Abkommen sollen ab dem Jahr 2025 in Kraft treten und klare Regelungen für Entgelte und deren Entwicklungen sowie die wesentlichen Arbeitsbedingungen im Manteltarifvertrag festlegen.

Tarifliche Verankerung des regelmäßigem Urlaubs- und Weihnachtsgeldes mit einer Honorierung der Betriebszugehörigkeit:

  • Dieser Tarifvertrag verankert die im Frühjahr dieses Jahres neu aufgelegten Sonderzahlungen von regelmäßigem Urlaubs- und Weihnachtsgeld zwischen 750,-€ ab Unternehmenseintritt und 3250,- € für 25-jährige Betriebszugehörigkeit. Mit der Berücksichtigung der Betriebszugehörigkeit bei der Auszahlung wird die Wertschätzung langjähriger Beschäftigten unterstrichen. Die zukünftige Weiterentwicklung dieser Sonderzahlungen erfolgen ebenfalls analog der Flächentariferhöhungen der Metall- und Elektroindustrie Rheinland-Pfalz.

Tarifliches Zusatzgeld in Höhe von 3,3 % des regelmäßigen Bruttomonatsentgelts ab dem 01.05.2024:

  • Alle Beschäftigten erhalten ab dem 1. Mai 2024 ein tarifliches Zusatzgeld. Dieses Zusatzgeld beträgt 3,3 % des Bruttomonatsentgelts und wird dauerhaft monatlich gewährt. Dies stärkt die finanzielle Situation der Beschäftigten nachhaltig.

Tarifliche zusätzliche Freistellungstage zur Pflege von Familienangehörigen oder Kindern:

  • Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird durch die Bereitstellung von zusätzlichen freien Tagen zur Pflege von Familienangehörigen oder Kindern bis 12 Jahren erleichtert. Für 2024 sind zwei zusätzliche Freistellungstage vereinbart. Ab 2025 erhöht sich die Anzahl der zusätzlichen Freistellungstage dauerhaft auf vier Tage pro Jahr.

Tarifliche Menstruationsfreistellung und Verfügbarkeit von Periodenartikeln:

  • Als Zeichen der Geschlechtergerechtigkeit vereinbaren die Tarifvertragsparteien Menstruationsfreistellung und das Unternehmen stellt an allen Standorten Periodenartikel kostenfrei zur Verfügung. Dies trägt dazu bei, die Arbeitswelt für Frauen zu verbessern, ihre Bedürfnisse anzuerkennen und die Menstruation zu entstigmatisieren. Für 2024 sind zwei zusätzliche Tage Menstruationsfreistellung vereinbart. Ab 2025 erhöht sich die Anzahl der Menstruationsfreistellungstage dauerhaft auf vier Tage pro Jahr.

Tarifvertrag zur Übernahmegarantie von Auszubildenden und dualen Studierenden:

  • Canyon sichert den Auszubildenden und dualen Studierenden eine tarifliche unbefristete Übernahme nach erfolgreich absolvierter Ausbildung bzw. Studium zu, was eine langfristige Perspektive und Stabilität in der beruflichen Entwicklung bietet. Zudem erhöht dieser Aspekt Canyon als attraktiven Arbeitgeber zusätzlich.

Tarifvertrag von weiteren bis zu 1.000 Euro Inflationsbonus brutto für netto:

  • Neben einer bereits ausgezahlten Inflationsausgleichsprämie von 2.000 Euro in diesem Jahr werden Vollzeitbeschäftigte in 2024 eine zusätzliche Inflationsausgleichspauschale von 1.000 Euro auf tariflicher Grundlage erhalten. Dies trägt dazu bei, die finanzielle Stabilität der Beschäftigten zu gewährleisten und bekräftigt das soziale Engagement des Unternehmens.

Sicherheit durch eine Laufzeit von 9 Jahren:

  • Der Tarifvertrag hat eine außergewöhnlich lange Laufzeit von neun Jahren, was sowohl den Beschäftigten als auch dem Unternehmen eine langfristige Planungssicherheit bietet und die Partnerschaft zwischen Canyon und der IG Metall betont.

Diese wegweisenden Tarifverträge unterstreichen die Bedeutung von partnerschaftlichen und konstruktiven Verhandlungen und zeigt, wie Innovation und Zusammenarbeit positive Veränderungen in der Arbeitswelt bewirken können. Die IG Metall ist gemeinsam mit den betrieblichen Kolleginnen und Kollegen stolz darauf, diesen historischen Schritt gegangen zu sein und freuen sich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit Canyon.

(Pressemitteilung der IG Metall Koblenz)

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