22.04.2021 | Frankfurt am Main – IG Metall Mitte und der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen haben sich auf die Übernahme des nordrhein-westfälischen Pilotabschlusses geeinigt. Das Tarifergebnis für die rund 20.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen konnte in der 4. digitalen Verhandlungsrunde erzielt werden.
Jörg Köhlinger, IG Metall-Verhandlungsführer und Leiter des IG Metall Bezirks Mitte, bezeichnete das Ergebnis als annehmbaren Kompromiss. „Die von den Arbeitgebern geforderte Nullrunde konnte verhindert werden. Allerdings ist es uns nicht gelungen, eine Perspektive für die tarifliche Angleichung der Entgeltbedingungen auf den Weg zu bringen. Die Arbeitgeber sind dazu 30 Jahre nach dem Mauerfall immer noch nicht bereit. Das Thema bleibt damit auf der Agenda der zu beseitigenden Ungerechtigkeiten zwischen Ost und West.“
Der Tarifabschluss sieht eine Entgelterhöhung vor, die aus einer Corona-Prämie von 500 Euro und einem Transformationsbeitrag von 2,3 Prozent besteht. Der Transformationsbeitrag kann in Form einer Einmalzahlung im Februar 2022 in Höhe von 18,4 Prozent eines Monatsentgelts, ab 2023 in Höhe von 27,6 Prozent eines Monatseinkommens jährlich zur Auszahlung kommen. Dieses „Transformationsgeld“ kann wahlweise ausgezahlt oder zum Teilentgeltausgleich bei Arbeitszeitabsenkung, etwa der Einführung einer Vier-Tage-Woche, verwendet werden.
Auszubildende erhalten eine Prämie von 300 Euro. Zudem konnte erreicht werden, dass dual Studierende während ihrer Berufsausbildung unter den Geltungsbereich der Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie fallen.
Zur Gestaltung der Transformation in den Betrieben haben sich die Tarifvertragsparteien auf einen verbindlichen Prozess für Zukunftstarifverträge verständigt.
Die Laufzeit des Tarifvertrages endet zum 30.09.2022.
Die IG Metall Mitte hatte die Arbeitgeber aufgefordert, nach drei Jahrzehnten der Ungerechtigkeit die Perspektiven für die Beschäftigten in Thüringen zu verbessern. Denn immer noch wird in der Branche unbezahlt drei Stunden länger als im Nachbarland Hessen gearbeitet. Anstatt 35 Stunden müssen die Beschäftigten in den ostdeutschen Bundesländern in der Metall- und Elektroindustrie - auch jetzt in der Pandemie - für das gleiche Geld 38 Stunden arbeiten. Deshalb hat die IG Metall in den Tarifgebieten Berlin-Brandenburg und Sachsen ein tarifliches Angleichungsgeld gefordert. Die IG Metall Mitte erklärt sich solidarisch und erwartet ein ernstzunehmendes Angebot der Arbeitgeberverbände, um die Angleichung der Arbeitsbedingungen zu realisieren.