DGB Hessen-Thüringen

„Nie wieder ist jetzt“ – Antisemitismus ächten und pädagogisch angehen!

09.11.2023 | Der DGB Hessen-Thüringen gedenkt der Opfer der antisemitischen Pogrome, die die „Nationalsozialisten“ vor 85 Jahren initiiert haben.

„Dieses grausamen Verbrechen sind für uns als Gewerkschaften weiterhin eine Mahnung. Nie wieder sollten sich unsere jüdischen Mitbürger*innen in Deutschland unsicher fühlen“, so der Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen Michael Rudolph.

Wie nötig es ist, dies auch heute zu betonen, haben zahlreiche Demonstrationen infolge der Reaktion Israels auf den Terror der Hamas vom 7. Oktober 2023 gezeigt. Statt sich von den barbarischen Morden, die sich gezielt gegen Jüdinnen und Juden und Zivilist*innen richteten, zu distanzieren, offenbarte sich ein weit verbreiteter, antiisraelischer Antisemitismus. „Das grundsätzlich legitime Interesse, für politische und humanitäre Verbesserungen in den palästinensischen Gebieten einzutreten, darf jedoch nicht dazu führen, klerikal-faschistische Terrororganisationen wie die Hamas zu legitimieren, geschweige denn das Ende Israels zu fordern. Hier muss eine klare Haltung gezeigt werden und jede Form von Antisemitismus geächtet werden“, unterstreicht Rudolph.

Die stellvertretende Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Renate Sternatz betont mit Verweis auf die jüngste Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung: „Antisemitismus ist keineswegs nur ein Problem, das sich unter Muslim*innen oder Geflüchteten findet. Antisemitische Einstellungen finden sich in allen Bereichen unserer Gesellschaft und haben in den vergangenen Jahren in einem erschreckend hohen Maße zugenommen.“ Das gelte insbesondere für den israelbezogenen Antisemitismus. Insofern greife die Forderung, von Geflüchteten Bekenntnisse zum Grundgesetz oder zum Existenzrecht Israel einzuholen, viel zu kurz. „Wir müssen vielmehr in die Diskussion gehen und für Aufklärung sorgen, wo Antisemitismus beginnt. Dies ist eine gesellschaftliche und nicht zuletzt auch eine pädagogische Herausforderung, die wir viel stärker auch an Schulen annehmen müssen“, so Sternatz weiter.

Der DGB gedenkt an diesem 9. November auch dem 34. Jahrestag der friedlichen Revolution in der ehemaligen DDR. Sternatz: „Die Bürgerinnen und Bürger haben auch in Thüringen Großes geleistet, in dem sie für ihre Rechte auf die Straße gegangen sind und die Demokratie erkämpften“. Leider müsse man noch immer feststellen, dass die Ost-West-Angleichung der Einkommens- und Lebensverhältnisse weiterhin nicht umgesetzt worden sei. „Die Gewerkschaften werden sich weiterhin für gleichwertige Lebensverhältnisse einsetzen. Es braucht insbesondere gezielte Investitionen in die öffentliche Infrastruktur und die Stärkung der Tarifbindung, um die Einkommensverhältnisse der Beschäftigten zu verbessern. Hier sind insbesondere die Arbeitgeber gefordert, um den Lückenschluss zwischen Ost und West beim Ringen um Arbeits- und Fachkräfte zu erreichen und die Lebens- und Arbeitsleistung hier anzuerkennen“, so Sternatz.

Hintergrund

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 überfielen organisierte Schlägertrupps der Nazis im gesamten Reichsgebiet Jüdinnen und Juden und zündeten ihre Gebetshäuser an. Tausende jüdische Mitbürger*innen wurden geschlagen, verhaftet oder getötet. Schätzungsweise 30.000 wurden reichsweit in Konzentrationslager deportiert. Es war der Auftakt zu dem bis heute zu verzeichnenden größten Zivilisationsbruch der Menschheitsgeschichte: Mehr als 6 Millionen Jüdinnen und Juden wurden, überwiegend systematisch, bis zur Niederlage des Deutschen Reiches im Mai 1945 ermordet. Auch in Hessen und Thüringen wütete der antisemitische Mob. Hier wurden mehr als 200 Synagogen überfallen und zerstört.

 

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