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Verhandlungen zum Zukunftstarifvertrag beim Schienenfahrzeughersteller ALSTOM trotz gesetztem Verhandlungsende ergebnislos

23.02.2023 | Kassel – Zum Zukunftstarifvertrag bei ALSTOM nach der Übernahme von BOMBARDIER Transportation gibt es nach wie vor kein Ergebnis. Die Verhandlungen um eine belastbare Zukunftsperspektive für die deutschen Standorte, die wiederholt von Protestaktionen gegen die ALSTOM-Pläne begleitet wurden und sich jetzt bereits seit über einem Jahr hinziehen, sollten eigentlich Ende der letzten Woche abgeschlossen werden.

Dies unterblieb jedoch. Die Gründe dafür liegen aus Sicht der IG Metall und des Gesamtbetriebsrats auf der Hand: Die letztlich angebotenen Optionen des Arbeitgebers sind derzeit weder zustimmungsfähig noch zukunftssichernd. ALSTOM will vor allem weiterhin Entlassungen und umfangreiche Tarifkürzungen bei den Beschäftigten. Es braucht nicht weniger, sondern mehr Bahnindustrie in Deutschland, wenn die Klima- und die Verkehrswende gelingen soll. Herausforderungen mit Entlassungen und Gehaltskürzungen begegnen zu wollen, ist völlig aus der Zeit gefallen. Es fehlt derzeit an Sicherheit für die Zukunft mit einer Beschäftigungssicherung, Auslastung der Standorte und ausreichend festgelegte Standortstrategien inklusive einer nachhaltigen Investitionsstrategie.

Von Anfang an agierte die Arbeitnehmervertretung lösungsorientiert und nach vorn gerichtet: Nach Bekanntgabe der Stellenkürzungsabsicht von ALSTOM beauftragte die IG Metall und der Gesamtbetriebsrat eine betriebswirtschaftliche Beratung mit dem Ziel, ein tragfähiges Konzept zum Stellenerhalt zu erarbeiten. Die Experten kamen in ihrem Konzept zum Ergebnis, dass die Einsparsumme, die das Unternehmen erzielen möchte, auch über eine Produktivitätssteigerung in den Werken erbracht werden kann. Hier gibt es nach der BOMBARDIER-Zeit Nachholbedarf. Der große Vorteil dieses Konzepts: Die Wettbewerbsfähigkeit wird nicht mit Lohnkürzungen, einem „Billiger“ erreicht, wie das ALSTOM forciert, sondern mit mehr Produktivität, also einem „Besser“ gegenüber dem Wettbewerb. Ein Weg, der nach Überzeugung der Arbeitnehmervertretung notwendig ist und in die Zukunft weist. Wir waren bereit zuzugestehen, bei einem Nicht-Erreichen der Produktivitätsziele, objektiv und gemeinsam kontrolliert, dies mit Beiträgen der Beschäftigten auszugleichen. Es gibt also die Bereitschaft, zunächst ein Risiko zu tragen, aber mit einer Rückzahlmöglichkeit an die Belegschaften, wenn die Produktivitätsziele und damit die Einsparung erreicht wird. Dies wurde von Management abgelehnt, das jetzt Geld ohne Rückzahloption und die Produktivitätssteigerung will, zudem ohne ein diskutables Angebot für eine Zukunftssicherheit.

Die IG Metall und der Gesamtbetriebsrat weisen die Arbeitgebertaktik „Ein-Schritt-vor-und-zwei-zurück“ als zeitraubend und unseriös zurück. Wir fordern das ALSTOM-Management auf, mit der Arbeitnehmervertretung endlich tragfähige Lösungen für die deutschen Werke zu entwickeln und einen zukunftsweisenden Tarifvertrag zu vereinbaren.

Nur zehn Monate nach der Übernahme von BOMBARDIER Transportation durch ALSTOM kündigte das Deutschland-Management im Dezember 2021 ein groß angelegtes Programm zur Stellenkürzung an. Als Begründung wurde angegeben, dass in den betroffenen Standorten eine strukturelle und langfristige Unterauslastung besteht. Noch zur Übernahme wurde vom Spitzenmanagement versichert, dass die deutschen Ingenieure und Fertigungsbetriebe noch über Jahre benötigt würden, um die vielen Aufträge abzuarbeiten.

Von: rb

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