08.03.2021 | Frauen verdienen im Schnitt immer noch deutlich weniger als Männer. Die Coronakrise verschärft die Doppelbelastung von Frauen und auch sonst gibt es für die Gleichstellung noch viel zu tun. Zum 110. Jubiläum des Internationalen Frauentags zeigt ein Blick zurück, was Frauen alles erkämpft haben.
Mehr Fürsorgearbeit, sinkende Arbeitszeiten und weniger Geld – Frauen leiden besonders unter den Auswirkungen der Coronakrise. So steht auch der Internationale Frauentag im Jahr 2021 im Zeichen der Pandemie und rückt die Rolle der Frau in dieser globalen Krise ins Zentrum.
„Frauen an der Führung: Eine gerechte Zukunft in einer Welt mit Covid-19 erreichen“ – so lautet der Titel des diesjährigen Frauentags der Vereinten Nationen. Die Organisation unterstreicht damit das Offensichtliche: Das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen hat sich spürbar verstärkt.
Krise verschärft Ungerechtigkeit
Das zeigt auch ein Blick auf die Zahlen: Im vergangenen Jahr haben 66 Prozent der befragten erwerbstätigen Frauen mit Kind und Partner laut der Hans-Böckler-Stiftung angegeben, den größten Teil der Kinderbetreuung übernommen zu haben. Durch die steigende Fürsorgearbeit haben Frauen ihre wöchentliche Arbeitszeit stärker reduziert als Männer und bei der Aufstockung des Kurzarbeitergeldes schneiden Frauen ebenfalls deutlich schlechter ab: Obwohl Frauen und Männer fast gleich stark von Kurzarbeit betroffen sind, erhielten Männer in 46 Prozent der Fälle Aufstockung vom Staat zum Kurzarbeitergeld, während Frauen lediglich zu 36 Prozent davon profitierten.
Die Krise verschärft sich ausgerechnet zum 110. Jubiläum des Weltfrauentages am 8. März, den viele auch Frauenkampftag nennen – denn ein Kampf war es allemal. Als sich die meist sozialdemokratischen und gewerkschaftlich engagierten Frauen und ihre Verbündeten 1910 in Kopenhagen versammelten, wollten sie dem US-amerikanischen Beispiel folgen und riefen auch in Europa einen Tag aus, der an die Rechte und Gleichstellung der Frauen erinnert.
Zu dieser Zeit durften Frauen nicht an Wahlen teilnehmen, sie durften nicht ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten gehen, geschweige denn das verdiente Geld selbst verwalten. Obwohl Frauen immer häufiger in den Fabriken eingesetzt wurden, besonders in der Textilindustrie, standen ihnen kaum Rechte zu.
Entgelttransparenzgesetz muss Entgeltgleichheitsgesetz werden
Viele der Erfolge konnte die Frauenbewegung gemeinsam mit den Gewerkschaften erreichen und auch heute haben sich die IG Metall und andere Gewerkschaften die Rechte und Gleichstellung der Frauen zu einem ihrer Grundsätze gemacht. „Gleichstellung und Mitbestimmung sind eng miteinander verbunden. Ein besseres Mitspracherecht für Betriebsrät*innen etwa beim Thema Homeoffice oder Qualifizierung wirkt sich nachhaltig positiv auf die berufliche und persönliche Entwicklung von Frauen aus“, sagt Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall.
Die IG Metall fordert nicht nur gleiche Bezahlung, sie tut auch etwas dafür. In tarifgebundenen Betrieben ist der sogenannte „Pay Gap“ zwischen Männern und Frauen mit 12 Prozent deutlich niedriger als im bundesweiten Durchschnitt mit 19 Prozent. Die Entgeltlücke wird erst dann stärker schrumpfen, wenn die strukturellen Ursachen behoben werden, also mehr Frauen in den besser bezahlten Berufen eingesetzt und in Unternehmen besser qualifiziert werden.
Komplett verschwinden wird die Entgeltlücke nur, wenn das Entgelttransparenzgesetz zu einem Entgeltgleichheitsgesetz ausgebaut wird. Das fordert die IG Metall von der Politik. Arbeitgeber könnten damit dazu verpflichtet werden, Entgeltunterschiede zu beseitigen und bereits in den Stellenanzeigen Lohnuntergrenzen zu nennen.