19.04.2024 | Die Debatte über die Tarifforderung für die 400.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Thüringen hat begonnen. In den nächsten Wochen wird die IG Metall Mitte die Meinungen ihrer Mitglieder in den Betrieben erfragen und bündeln.
Rund 180 Expertinnen und Experten aus den Tarifkommissionen für die Beschäftigten der Branche berieten am heutigen Freitag erstmalig über die zentralen Forderungselemente der im Herbst 2024 anstehenden Tarifbewegung.
Jörg Köhlinger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Mitte, geht davon aus, dass Geld und Zeit die zentralen Elemente der Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern sein werden. „Auskömmliche Entgelte und Zeitsouveränität sind wesentliche Bestandteile eines selbstbestimmten Lebens und guter Arbeit. Angesichts des weiterhin starken Inflationsdrucks wird mehr Geld aber sicherlich eine besondere Rolle in der beginnenden Forderungsdebatte in den Betrieben spielen.“
Die Tarifexpertinnen und -experten sind sich einig, dass die Tarifpolitik allein die Herausforderungen nicht bewältigen kann. Es bedürfe eines aktiven Staates, um den Wandel der industriellen Produktion zu gestalten und den Industriesektor im Land zu halten. „Wir brauchen dringend mehr Investitionen in die gesamte Infrastruktur und in gute Rahmenbedingungen für die Mobilitätswende. Dabei ist das krampfhafte Festhalten der Bundesregierung an der Schuldenbremse völlig kontraproduktiv. Sie ist ein ideologischer Hemmschuh für die Zukunft,“ so Jörg Köhlinger.
Deutliche Kritik wurde auch an der Haltung der Arbeitgeber geäußert: Es sei an der Zeit, dass die Arbeitgeber ihre getrübten Brillen absetzten, und die enormen Aufgaben, die vor uns liegen, erkennen würden, so die einhellige Meinung der Tarifkommissionsmitglieder. Eine faire Transformation erfordere konstruktive Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitgebern, um die Interessen der Beschäftigten zu wahren und gemeinsam Lösungen für den Wandel zu finden, die allen Beteiligten gerecht werden.
Die IG Metall Mitte startet am 22. April 2024 ihre Mitglieder-Befragung zur Tarifforderung. Auf Basis der Befragung beraten die Tarifkommissionsmitglieder Anfang Juni das weitere Vorgehen. Am 21. Juni 2024 werden die Tarifkommissionen ihre Forderungen beschließen, anschließend beschließt der Vorstand der IG Metall. Im September starten die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern der Mittelgruppe (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) und Thüringens. Die Friedenspflicht läuft am 28.10.2024 aus.