28.02.2023 | Weimar – Die diesjährige IG Metall-Bezirkskonferenz stand unter dem Motto „Wirkmächtig – Für eine starke IG Metall“. Rund 150 Metallerinnen und Metaller, Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall Mitte debattierten über die gewerkschaftliche Bedeutung für den nachhaltigen Umbau der industriellen Produktion und Mobilität.
Nach Einschätzung der IG Metall Mitte stehen immer noch die technischen Herausforderungen einer nachhaltigen Transformation im Vordergrund. „Es gibt eine deutliche Schieflage in der Debatte: Die Bedeutung guter Arbeits- und Leistungsbedingungen, die Bedeutung von Fachkräften und die zukünftig notwendigen Qualifikationen sind unterbelichtet und werden in der Praxis zu zaghaft angegangen. Deshalb hat die IG Metall Mitte einen 5-Punkteplan gegen den Fachkräftemangel vorgeschlagen. Im Kern geht es um gute tariflich Arbeitsbedingungen, um Fachkräfte in der Industrie und im Handwerk für die Transformation zu gewinnen,“ sagte Jörg Köhlinger, Leiter der IG Metall Mitte am heutigen Dienstag in Weimar auf der Bezirkskonferenz.
„Mit ‚Wirkmächtig – Für eine starke IG Metall‘ wurde der Bezirkskonferenz in Weimar ein ebenso starkes Motto gegeben. Es zeigt die Auseinandersetzung mit sich selbst und die Dialogbereitschaft nach außen“, sagt Ministerpräsident Bodo Ramelow. „Die IG Metall bekennt sich zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und zu ihrer Verantwortung für die Kolleginnen und Kollegen. Die betriebliche Mitbestimmung ist essentiell, um den gegenwärtigen Transformationsprozess aktiv mitgestalten zu können. Tariffähigkeit, Mitgliederentwicklung, Politikfähigkeit, Fachkräftegewinnung oder der Umgang mit Ressourcen sind dabei Themen, die ganz oben auf der Agenda stehen. Ich danke der IG Metall für ihre seit Jahrzehnten währende unerlässliche Arbeit und bin überzeugt, dass sie auch künftig kompetent, beteiligungsorientiert und - wenn notwendig - konfliktfähig agiert, so dass gute Arbeit für alle entsteht.“
35 Stunden-Woche wird immer attraktiver.
In Thüringen ließe sich bezüglich der Arbeits- und Leistungsbedingungen seit 2021 ein Umdenken erkennen. Die von den Arbeitgebern in der Vergangenheit ideologisch geprägte Debatte um die Angleichung der Arbeitszeit in Richtung 35-Stunden-Woche scheint beendet. „Viele der Praktiker in den Betrieben haben offensichtlich erkannt, dass sie nur mit guten Tarifverträgen und Arbeitsbedingungen Fachkräfte für ihr Unternehmen gewinnen können. Denn eine höhere Wochenarbeitszeit von 38 Stunden gegenüber einer 35 Stundenwoche in den westlichen Bundesländern stellt einen eklatanten Wettbewerbsnachteil dar,“ betont Köhlinger.
Bislang konnten in 20 Betrieben Vereinbarungen abgeschlossen werden, die eine Angleichung der Arbeitszeiten auf 35-Stunden pro Woche vorsehen. Beispielweise bei Musashi in Leinefelde, Gestamp Griwe in Haynrode, Viega in der Region Erfurt, BMW Fahrzeugtechnik in der Region Eisenach die sechs Betriebe der Zeiss-Gruppe und zwei Betriebe der Samag-Gruppe oder bei Kelvion in der Region Gera. Die Vereinbarungen umfassen rund 15 Prozent der Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie Thüringens. In weiteren 12 Betrieben laufen derzeit Verhandlungen über die Einführung der 35-Stunden-Woche. In diesen Betrieben arbeiten knapp 13 Prozent der Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie Thüringens.
Die IG Metall Mitte hatte bereits Anfang Februar einen 5-Punkteplan gegen den Fachkräftemangel vorgeschlagen. Dieser beinhaltet: