Aus den Regionen: IG Metall Darmstadt

Kampf um bessere Arbeitsbedingungen bei BorgWarner Akasol war erfolgreich

14.12.2023 | In der Nacht zum vergangenen Samstag kam der Durchbruch. Buchstäblich 5 Minuten vor 12 Uhr in der Nacht gab der Arbeitgeber dem Druck und dem Streiksignal der organisierten Beschäftigten bei BorgWarner Akasol in Darmstadt und Langen nach.

Hundert Prozent der beteiligten IG Metall Mitglieder hatten sich in der vorigen Woche für einen unbefristeten Streik ausgesprochen und damit dem Arbeitgeber eine klare Antwort auf den Stillstand in den Verhandlungen gegeben.

Das Unternehmen wird nun mit einer Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband schrittweise an das Tarifniveau der Metall- und Elektroindustrie herangeführt. „Die Beschäftigten erhalten bis 2028 im Schnitt mindestens dreißig Prozent mehr für ihre Arbeit“, so Max Zeiher, einer der Verhandlungsführer der IG Metall Darmstadt. „Ab nächstem Jahr sind mehrere Sonderzahlungen vereinbart, die eine durchschnittliche Lohnerhöhung von fast 8 Prozent im Jahr 2024 ausmachen und bereits ab 2026 wird die Arbeitszeit von jetzt 40 Stunden pro Woche auf 35 gesenkt“, so Zeiher weiter.

„Bezahlung unter Tarif und Arbeitszeiten weit darüber, extremer Auftragsdruck sowie prekäre Beschäftigung. Und das in einem Unternehmen mit Zukunftstechnologie, das Hochleistungsbatterien für Nutzfahrzeuge herstellt. Wer Zukunftstechnologie entwickelt und produziert muss auch mindestens in Beschäftigungsverhältnissen der Gegenwart Arbeiten“ So beschreibt Michael Meisterburg, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der IG Metall Verhandlungskommission den „Widerspruch, den die Beschäftigten bei Borg Warner Akasol in Darmstadt und Langen nicht länger erdulden wollten.“ Seit Sommer schon währten die Verhandlungen über einen Tarifvertrag.

„Die organisierten Beschäftigten von Borg Warner Akasol waren erfolgreich und haben damit Großes geleistet.“ So beschreibt Daniel Bremm der 1. Bevollmächtigte der IG Metall den Tariferfolg. „Es ging in diesem Arbeitskampf nicht nur um bessere Arbeitsbedingungen für die mittlerweile 700 Beschäftigten. Es geht auch um die Frage, wie die notwendige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann.“ Die IG Metallerinnen und Metaller bei Akasol hätten ihrem neuen Eigentümer Borg Warner „klar und unmissverständlich deutlich gemacht“, so Bremm, „dass die technologische Transformation und Dekarbonisierung nicht nur ein Mittel für fortwährende Profitsteigerung sein kann.“ Es ginge den Menschen auch um Werte wie Gerechtigkeit, Sicherheit, sowie Zusammenhalt und Respekt. Die Beschäftigten hätten ihre Beteiligung aktiv eingefordert. Erst vor zwei Jahren war dazu mit Unterstützung der IG Metall ein Betriebsrat gegründet worden. Rasch hätten sich die Beschäftigten gewerkschaftlich organisiert und damit gezeigt, dass man für eine soziale, ökologische und demokratische Transformation streiten und letztlich auch gewinnen könne, sagt Bremm.

Der Erfolg der Beschäftigten zeige, so Thomas Kehrbaum, der 2. Bevollmächtigte der IG Metall, der dort auch für die Bildung der Interessensvertretungen zuständig ist: „Wer eine gelingende Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft will, muss die demokratische Mitgestaltung in den Betrieben durch Betriebsräte und gewerkschaftliche Vertrauensleute stärken und weiter ausbauen.“ „Gerade jetzt, wo unsere demokratische Lebensweise von autoritativen Staatenlenkern angegriffen wird, rückt dieser Arbeitskampf in ein neues Licht.“ Er mache sichtbar, so Kehrbaum, dass die betriebliche und gewerkschaftliche Mitbestimmung in der Lage sei, sowohl die technologischen als auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme und Konflikte dieser Zeit kooperativ und im Rahmen von Kompromissen zu lösen.

„Die Erfahrungen der Beschäftigten bei Akasol, die sich gemeinsam für ihre Interessen und die der arbeitenden Menschen in dieser Region einsetzen, haben Fähigkeiten und Überzeugungen entwickelt, die sich in einer wandelnden Gesellschaft als wichtige Kompetenzen präsentieren: Gemeinschaftsstärkende Bildungsprozesse im Ringen um eine soziale, ökologische und demokratische Transformation.“ Dieses selbstbewusste und verantwortungsvolle Handeln der Belegschaft beschreibt Kehrbaum als „demokratische und richtige Alternative für eine sich wandelnde Gesellschaft“. Die IG Metall Darmstadt sei gut darauf vorbereitet, dass dem Beispiel von BorgWarner Akasol viele weitere folgen.

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